Äthiopien
Traditionen in Äthiopien
In Äthiopien leben viele Volksgruppen wie die Amharen, die Tigray, die Oromo, die Somali, die Afar oder die Bewohner Südwest-Äthiopiens, die Niloten. 70 von 100 Menschen zählen zu den ersten drei Volksgruppen. Viele Volksgruppen bestehen wieder aus Untergruppen. Verbunden werden sie durch eine gemeinsame Sprache.
Diese Bevölkerungsgruppen unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch in ihren Bräuchen und Traditionen. So sind die Tigray meist groß und schlank und haben schmale Gesichter. Die Frauen tragen wie auch die Frauen der Amharen oft Zöpfe, die kunstvoll geflochten sind und ganz am Kopf anliegen.
Als Nomaden ziehen die Somali meist im Südosten Äthiopiens umher. Die meisten Somali leben allerdings in Somalia, in Dschibuti und im Norden von Kenia. Doch gibt es auch hier wieder Gruppen, die mit diesen verwandt sind. Die Somali gehören fast immer dem Islam an.
In der Danakil-Senke siedeln die Afar, die früher mit ihren Kamelherden umherzogen, jetzt aber auch Viehzucht betreiben oder sich dem Salzhandel widmen. Männer tragen meist lange Gewänder und färben in alter Tradition die Bärte rot. Wer eine Feder im Haar trägt, hat einen Feind getötet. Die Vielehe - ein Mann heiratet mehrere Frauen - ist hier immer noch weit verbreitet.
Manche dieser Völker bestehen nur aus wenigen Menschen, andere aus ganz vielen. Auf dem Land leben sie oft in Familienhütten. In diesen Hütten findet das ganze Leben statt: das Kochen, das Arbeiten, die Freizeit. Deshalb sind diese Hütten der Lebensmittelpunkt der Menschen.
Leben wie früher in Äthiopien
Viele Menschen in Äthiopien leben noch nach sehr alten Traditionen. Sie fühlen sich meist eng mit der Natur verbunden und gestalten ihr Dasein oft nachhaltig, ohne die Natur auszubeuten. So haben es ihnen ihre Vorfahren schon vorgemacht.
Allerdings zieht auch in den alten Dörfern die Moderne ein. Es bestehen wirtschaftliche Interessen, zum Beispiel den Wald zu verkaufen. So zeigt sich im Abholzen des Baumbestandes der Wandel innerhalb der Gesellschaft. Eine Folge ist die Zerstörung des Bodens. Auch der Klimawandel, der zu Dürrekatastrophen und Tod von Tieren und Menschen führt, macht sich immer stärker bemerkbar.
Die Eigenständigkeit der äthiopischen Kultur liegt sicher auch mit darin begründet, dass Äthiopien nie eine Kolonie war und somit der Einfluss der Europäer ein sehr viel geringerer war als in Ländern mit einer langen kolonialen Tradition.
Bemalung, Narben und kunstvolle Haare
Doch so manche Tradition kommt uns doch fremd vor und wirkt oft auch brutal und unseren Vorstellungen nicht entsprechend. So tragen viele Männer Zeichen an sich, dass sie Feinde getötet haben. Darauf ist man sehr stolz. Es gibt bei manchen Völkern Narben, die man sich gegenseitig als Schmuck zufügt. Körperbemalungen sind wichtig und Schnitte an Armen und Beinen ein Zeugnis für die Anzahl der getöteten Feinde.
Auch der Schmuck des Körpers ist sehr wichtig. Die Stämme der Surma und Karo bemalen sich im Gesicht, auf der Brust und an Armen und Beinen. Dazu verwenden sie Farben aus der Natur.
Haare sind oftmals wahre Kunstwerke. Frauen schmieren Schlamm und Butter ins Haar und drehen dieses zu kleinen Löckchen. Oder das Haar wird mit Tonerde zu Kappen geformt, die man anschließend auch noch mit Federn verziert.
Auch Lippen, die zu Tellern verformt werden oder vergrößerte Ohrläppchen, die mit Schmuck gefüllt werden, empfinden die Menschen als schön. Dazu kommen viele Feste und Zeremonien, die sich je nach Volksstamm wieder unterscheiden.
Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich, das ist überall auf der Welt so.