Sierra Leone
Straßenkinder in Sierra Leone
Viele Kinder in Sierra Leone leben auf der Straße. Insbesondere in der Hauptstadt Freetown findet man sie. Man schätzt ihre Anzahl hier auf 3000. Etwa 500 von ihnen sind Mädchen.
Einige der Straßenkinder sind Waisen und haben ein oder beide Elternteile verloren. In Sierra Leone gibt es 310.000 Waisen und Halbwaisen. 19.000 von ihnen haben ihre Eltern durch AIDS verloren. 2014 haben auch viele Kinder ihre Eltern durch Ebola verloren.
Andere Kinder sind von zu Hause weggerannt, weil sie dort schlecht behandelt wurden oder weil es zu wenig zu essen gab. Mustafa zum Beispiel sagt: "Ich habe höchstens eine Mahlzeit pro Tag erhalten, die ich dann mit meinen Geschwistern teilen musste. Ich habe immer Hunger gehabt." (Quelle: (http://www.strassenkinderreport.de).
Die Straßenkinder übernachten meist unter Markttischen oder Vordächern von Geschäften. Manche haben sich auch kleine Hütten in einem Park gebaut. Außerhalb der Stadtzentren schlafen sie auch in liegengebliebenen Autos oder noch nicht fertig gestellten Häusern. Oft wechseln sie ihre Schlafplätze, um nicht auffindbar zu sein.
Viele der Straßenkinder nehmen Drogen. Sie rauchen oder trinken Alkohol. Besonders beliebt sind Tabletten. Das Schmerzmittel Blue Boots ist überall auf der Straße erhältlich. Mit Tabletten oder Alkohol vergessen sie ihr Schicksal für kurze Zeit. Sie werden dann auch mutiger, um zum Beispiel Essen zu stehlen. Viele der Straßenkinder sind krank. Sie haben Malaria, sind erkältet, haben Bauch- oder Zahnschmerzen.
Immer wieder wird den Straßenjungen Gewalt angetan. Ältere Straßenkinder wollen ihnen ihr erbetteltes Geld oder ihre gestohlenen Waren oder Lebensmittel abnehmen – und tun das dann, indem sie die jüngeren Kinder schlagen. Oft sind es sogar Polizisten, die gewalttätig werden. Manche Polizisten zwingen Straßenkinder, für sie zu arbeiten.
Doch auch für die anderen gehört Arbeit meistens zu ihrem Leben, weil sie nur vom Stehlen nicht leben können. Die Kinder säubern zum Beispiel die Eingänge der Geschäfte und bekommen dafür so viel Geld, dass sie sich ein Stück Brot kaufen können. Sie waschen Teller ab für die Marktfrauen, säubern Tische für Restaurantbesitzer oder transportieren Waren für andere Geschäftsleute. Viele betteln aber auch um Geld oder Essen oder sie stehlen.
Mädchen sehen die Prostitution oft als einzige Möglichkeit zu überleben. Einige wurden auch, wie die Jungen, Opfer von Kinderhandel. Man versprach ihren Eltern, dass man das Kind in Freetown in die Schule schicken würde, doch statt dessen wird es zur Arbeit gezwungen. Für ihren "Schutz" sorgt meistens ein Zuhälter, bei dem die Mädchen auch übernachten können und etwas zu essen erhalten. Einige Mädchen arbeiten am Nachmittag für Marktfrauen oder in Geschäften oder sie erledigen Hausarbeiten wie Waschen oder Bügeln und erhalten dafür etwas zu essen.