Sudan
Wie entwickelte sich der Sudan?
Schon viele tausend Jahre v. Chr. gab es im Sudan Spuren menschlichen Lebens. So stammen die ältesten Menschen der Erde aus der Region Ostafrikas und auch des Sudan.
Wohnhäuser entstanden schon im 8. Jahrtausend v. Chr., ebenso erste Siedlungen. Schon um 1700 v. Chr. bildete sich der erste Staat heraus.
Nubien und das Königreich von Kusch
Die Geschichte des Sudan steht in enger Verbindung mit dem Nachbarland Ägypten. So zählte der Sudan zur Pharaonenzeit zu Ägypten und nannte sich Nubien. Nubien wurde durch die Ägypter unterworfen. Kurzzeitig herrschten allerdings auch die Nubier über Ägypten, zur Zeit des berühmten Königreiches von Kusch. Die Kuschiten, die Herrscher des Königreiches, stellten lange Zeit sogar die Pharaonen.
Erst im 5. Jahrhundert v. Chr. mussten sich die Kuschiten wieder auf das Gebiet Nubiens beschränken. Ihre Hauptstadt hieß Meroe und noch heute zeugen die Ruinen von Meroe von der Bedeutung dieser Zeit. Das Königreich Kusch ging in der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. unter. In der Folge entstanden auf diesem Gebiet weitere Königreiche. Schon zuvor hatte sich in der Region auch das Christentum ausgebreitet.
Der Islam breitet sich im Sudan aus
Der Einfluss des Islam nahm ab der Mitte des 13. Jahrhunderts auch in der Region des heutigen Sudan weiter zu und Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden arabische Reiche, die sich weiter ausbreiteten. Sitten und Gebräuche der Muslime prägten die Gesellschaft und die Menschen lebten nach den Gesetzen des Islam.
Im 19. Jahrhundert kam der Sudan unter ägyptische Herrschaft, wobei der Süden sich der Kontrolle der Ägypter zu großen Teilen entziehen konnte. Als neue Hauptstadt wurde Khartum gegründet.
Großbritannien als Kolonialmacht
Ebenfalls im 19. Jahrhundert begann die Kolonialmacht Großbritannien sich für den Sudan zu interessieren. Die Region war als Handelsplatz für die Briten interessant. Sie beeinflussten Politik und Wirtschaft und betrieben vom Sudan ausgehend einen regen Handel mit Indien und Arabien.
Doch die britische Herrschaft war den Sudanesen nicht willkommen und die einheimischen Völker begannen sich gegen die Fremdherrschaft Großbritanniens und Ägyptens zur Wehr zu setzen. So kam es 1885 zum Mahdi-Aufstand, benannt nach dem Anführer der Bewegung.
Die Ursachen der späteren Konflikte
Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Briten den Sudan wieder unter ihre Gewalt gebracht und herrschten gemeinsam mit den Ägyptern. Die Briten interessierten sich vor allem für die Nilquellen und pflanzten Baumwolle an.
Spätere Konflikte haben ihre Ursachen in dieser Zeit, da der Süden des Sudan durch den Einfluss von Missionaren sehr viel stärker durch das Christentum geprägt wurde, während der Norden sich an Ägypten anschließen wollte. So erhielt der Süden immer stärkere Selbstständigkeit. Eigentlich sollte der Süden vom islamisch geprägten Norden abgespalten werden. So war der Süden in den 1920er Jahren vom Norden getrennt und der Islam fand in den Süden keinen Eingang.
Republik Sudan
Bis 1953 sollte der Sudan britische Kolonie bleiben und 1956 wurde die Republik Sudan ausgerufen.
Der Südsudan wollte jedoch nicht unter der arabischen Vorherrschaft stehen und es kam zu einem langen und schlimmen Bürgerkrieg. Es bekämpften sich der islamisch-arabisch geprägte Norden und der christlich geprägte Süden. Dieser Bürgerkrieg begann schon 1955 und endete erstmals 1972, brach 1983 erneut aus und konnte erst mit einem Friedensschluss 2005 beendet werden. 2011 wurde der Südsudan unabhängig (vergleiche auch Geschichte des Südsudan)
2003 brach ein weiterer Konfliktherd aus, diesmal im Westen des Sudan, in der Region Darfur. Rebellengruppen verlangen mehr Mitbestimmung bei der Regierung. Der Darfur-Konflikt hält bis heute an. Viele Menschen sind aus der Region geflohen.
1983 wurde die Scharia, das islamische Recht, eingeführt. Von 1993 bis 2019 war Umar al-Baschir Präsident des Sudan. Er regierte islamisch-fundamentalistisch und ihm werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Im April 2019 kam es im Sudan zu einem Militärputsch und der Staatspräsident, der ja über viele Jahre sehr autoritär geherrscht hat, wurde abgesetzt. Es kam zu einem heftigen Machtkampf zwischen dem Militär und der Opposition im Sudan. Viele Kritiker und Oppositionelle wurden getötet. So herrschte zunächst größte Unsicherheit, wer denn die Regierung übernehmen könnte. Am Ende einigte man sich auf einen so genannten "Souveränen Rat", der drei Jahre regieren soll. Im Anschluss sollten wieder Wahlen angesetzt werden.
Was ist die RSF?
2013 wurde die RSF in Darfur gegründet. RSF ist eine Abkürzung und bedeutet "Rapid Support Forces" - "Schnelle Einsatzgruppe". Der Anführer der RSF heißt Mohammed Hamdan Daglo. Ihm wurden im Konflikt in Darfur Verletzungen der Menschenrechte vorgeworfen. Seit 2019 ist er der mächtigste Mann im Sudan. Allerdings ist er nicht der Regierungschef. Daraus ergaben und ergeben sich viele Konflikte im Sudan.
Mohammed Hamdan Daglo gegen - General Abdel Fattah al-Burhan
Nach dem Sturz von al-Baschir im Jahr 2019 wurde der Anführer der RSF, Mohammed Hamdan Daglo zum mächtigsten Mann im Land. Die Regierung übernahm jedoch der Generalinspekteur des sudanesischen Militärs, General Abdel Fattah al-Burhan. Daglo wurde offiziell zu al-Burhans Stellvertreter im Übergangsrat.
Viele Länder übten Druck auf General Burhan auf, woraufhin dieser versprach, eine zivile Regierung zu ermöglichen. Eine zivile Regierung besteht aus gewählten Vertretern, die nicht aus dem Militär kommen. Doch das lange geplante Abkommen zur Übergabe der Macht an eine solche Regierung ist nie in Kraft getreten.
Militärputsch im Jahr 2021
2021 putschte das Militär erneut. Zuvor hatte es Kritik und Proteste gegen die Armee gegeben, da die Wirtschaft des Sudan sehr schlecht lief und viele Menschen kaum Geld hatten. Im Zuge der Veränderungen, die mit dem Militärputsch kamen, sollte die RSF in das Militär aufgenommen werden. Dadurch kam es zum Streit zwischen den Generälen Daglo und al-Burhan. Denn Daglo warf al-Burhan vor, sein Amt als vorläufiger Staatschef nicht abgeben zu wollen und zum Diktator zu werden.
Ausschreitungen im Jahr 2023 – Kampf um die Macht im Land
Die Spannungen im Sudan zwischen Militär und Paramilitärs nahmen nicht ab. Im April 2023 kam es zu Gewalt in der Hauptstadt Khartum. Der Palast des Präsidenten, militärische Stützpunkte und der Flughafen wurden umkämpft. Wer den ersten Schritt gemacht hat, ob Kämpfer des RSF oder Soldaten der offiziellen Armee, ist noch nicht klar. Denn die beiden Seiten beschuldigten sich gegenseitig Viele Menschen im Sudan fürchteten sich vor einem neuen Krieg.
Evakuierung aus dem Sudan - schwierige Lage vor Ort entschied das Auswärtige Amt
So kam es am Ende zu einer Evakuierung und das Außenministerium veranlasste, dass deutsche Staatsangehörige ausfliegen konnten. Zunächst wurden 300 Menschen in Sicherheit gebracht, allerdings nur deutsche Staatsangehörige. Die Lage der Menschen im Sudan ist weiter sehr schwierig. Es gelingt der Regierung im Sudan nicht, die Bevölkerung zu schützen. Viele Menschen müssen fliehen und sind auf Versorgung von außen mit Lebensmitteln und Medikamenten angewiesen. Den Menschen im Sudan droht eine humanitäre Katastrophe.
Die Situation verschlechtert sich weiter im Sudan
Auch im Jahr 2024 kam es wieder zu schlimmen Menschrechtsverletzungen im Sudan und viele Menschen wurden getötet oder verletzt. Vor allem Frauen sehen sich Gewalt ausgesetzt. Die nicht ausgeräumten Spannungen zwischen dem Militär unter Führung von General Abdel Fattah Burhan und der RSF unter Mohammed Hamdan Dagalo schlagen immer wieder in offene Gewalt um und führen zu Kämpfen mit vielen zivilen Opfern. Viele Menschen fliehen, um ihr Leben zu retten, vor allem in die Nachbarländer.