Afghanistan
Im 20. Jahrhundert
1921 wurde Afghanistan durch Großbritannien und Russland als unabhängiger Staat anerkannt und war ab 1925 eine konstitutionelle Monarchie. Während der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts gewannen die deutschen Nationalsozialisten in Afghanistan an Bedeutung, da Offiziere der Wehrmacht am Aufbau der Armee und der Polizei mitwirkten. Doch während des Zweiten Weltkriegs unterstützte die damalige afghanische Regierung das Deutsche Reich nicht, sondern verhielt sich neutral.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Land in die Vereinten Nationen aufgenommen, und war zunächst eine konstitutionelle Monarchie, bis 1973 nach einem Staatstreich durch Daoud Khan, dem ehemaligen Ministerpräsidenten, die Republik Afghanistan ausgerufen wurde. Er herrschte wie ein Diktator und wurde wenige Jahre später wieder abgesetzt. Die Macht übernahmen nun Mitglieder der Khalq-Partei, die er zuvor bekämpft hatte.
Afghanistan sollte ein sozialistischer Staat werden
Diese planten, aus Afghanistan einen sozialistischen Staat zu machen. Doch dies war gar nicht so einfach, denn weder die Geistlichen des Islam noch die Leute, deren Grundbesitz man enteignete, wollten sich unterordnen. Es regte sich heftiger Widerstand innerhalb der Bevölkerung.
Mudschahid
Als Mudschahid (Plural: Mudschahidin) wird ein Kämpfer für den Islam bezeichnet. Dies kann auf verschiedene Weise gedeutet werden. So ist ein Mudschahid eine gläubige Person, die ihren islamischen Glauben studiert, verbreitet und lehrt. Aber auch islamische Kampfgruppen, die gewaltsam den Islam verbreiten wollen und schlimmen Terror ausüben, bezeichnen sich selbst als Mudschahidin. So verstehen wir den Begriff meist negativ, weil wir ihn mit Terrorgruppen verbinden.
Der sogenannte Stellvertreterkrieg
So kam es zu Auseinandersetzungen und letztlich zu einem Eingreifen der Sowjetunion, die ihre Interessen in Afghanistan festigen wollten. Schon seit den 1950er Jahren unterstützte die Sowjetunion Afghanistan vor allem wirtschaftlich. Das Land lag an der Grenze zur damaligen Sowjetunion. Um den Einfluss des radikalen Islam in der Region zurückzudrängen und gleichzeitig den Sozialismus zu stärken, marschierten Soldaten der Sowjetunion 1979 in Afghanistan ein.
In der Folge fand ein sogenannter Stellvertreterkrieg statt, in dem auf der einen Seite die afghanische Regierung und Sowjets gegen die islamischen Gruppen, die Mudschahidin, gemeinsam mit den USA und weiteren Ländern wie Pakistan und Saudi-Arabien kämpften. So wurden an die Mudschahidin auch Waffen seitens der USA geliefert.
Der Krieg in Afghanistan war für die Sowjetunion nicht zu gewinnen
Dieser Krieg war für die Sowjetunion kaum zu gewinnen, obwohl sie mehr und bessere Waffen hatten. Doch ihre afghanischen Gegner kannten das Land besser, hatten Rückhalt in der Bevölkerung und wurden von außen unterstützt. So mussten die Sowjets 1989 Afghanistan verlassen. Während der sowjetischen Herrschaft, wurde allerdings die Infrastruktur des Landes ausgebaut, Schulen und Krankenhäuser entstanden und die afghanischen Frauen gewannen an Rechten. Doch dieser Zustand blieb nicht von Dauer.
Die afghanische Regierung kämpfte zwar noch weiter gegen die Mudschahidin, gab aber 1992 auf. In diesem Jahr wurde der Islamische Staat Afghanistan gegründet. Doch es blieb bei Konflikten zwischen unterschiedlichen Gruppen und Clans, das Land fand keinen Frieden. Die Interessen waren und sind oft zu verschieden, so dass man sich oft nicht einigen konnte.
Taliban
Unter den Taliban mit ihrem Führer Mohammed Omar erlebte Afghanistan eine Herrschaft des Schreckens. Der Islam wurde nach den Vorstellungen der Taliban ausgelegt. Doch die Taliban hatten in einen völlig vom Krieg zerrütteten Staat plötzlich wieder Ruhe und Ordnung gebracht. Allerdings zu einem hohen Preis, denn die Menschen hatten keine Rechte mehr. Vor allem die Frauen mussten sich der Macht der Taliban beugen. Sie mussten einen Ganzkörperschleier tragen und Mädchen durften nicht mehr zur Schule gehen. Viele Dinge waren verboten und unter Strafe gestellt.
Die Taliban
1994 tauchten die Taliban auf, die ursprünglich aus Pakistan stammen und letztlich die Macht im Laufe des Jahres 1994 in vielen Gebieten Afghanistans übernahmen, vor allem im Süden und im Westen. 1996 konnten die Taliban unter der Führung von Mullah Omar die Macht in Kabul ergreifen. Allerdings begrüßte die Bevölkerung auch die Taliban, brachten sie doch auch ein Stück Ordnung in das herrschende Chaos und kümmerten sich auch um soziale Belange, indem sie Essen verteilten. So waren die Menschen am Anfang auch bereit, sich darauf einzulassen, bis es zu spät war und die Taliban ihre Herrschaft gefestigt hatten. Die Rechte vor allem der Frauen wurden stark eingeschränkt.
Die Folgen des 11. September 2001
Nach dem 11. September 2001 beschuldigten die USA die Taliban und Al Quaida an den Anschlägen auf das World Trade Center Schuld gehabt zu haben und schlossen mit weiteren Staaten eine "Globale Koalition gegen den Terror". Mittlerweile weiß man, dass die Attentäter aus Saudi-Arabien kamen und gar nicht aus Afghanistan. Dennoch meinten die Vereinigten Staaten und ihre Helfer, hier eingreifen zu dürfen oder zu müssen. Sie stürzten zwar die Herrschaft der Taliban, führten aber das Land zu keinem Frieden, sondern verstärkten das Chaos.
Wie es weiterging ...
2001 wurde Hamid Karzei als Präsident zunächst für eine Übergangsregierung eingesetzt, erhielt aber auch 2004 bei der ersten demokratischen Wahl in Afghanistan die meisten Stimmen. Nach dem Sieg über die Taliban kehrten viele Menschen, die zuvor in die Nachbarländer geflohen waren, wieder nach Afghanistan zurück. Umgekehrt flohen viele Taliban zum Beispiel nach Pakistan, um von dort ihre Landsleute, aber auch die mittlerweile vom Westen eingesetzte militärische Unterstützung zu bekämpfen. Dieser Kampf hält an.
2001 wurde eine sogenannte Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe nach Afghanistan geschickt, kurz ISAF. Ihre Aufgaben waren Sicherheitsmaßmahnen und der Wiederaufbau des Landes. 2014 wurden diese Truppen zurückbeordert und die Verantwortung ging an die afghanische Regierung. Der Einsatz dieser Truppen war und ist bis heute umstritten.
Afghanistan befindet sich immer noch im Chaos. Mehrere politische und religiöse Gruppen liefern sich heftige Auseinandersetzungen. Terroranschläge, vor allem der Taliban gegen das Militär, aber auch gegen Zivilisten, sind an der Tagesordnung. Die Sicherheitslage in Afghanistan ist trotz aller ausländischen Hilfen und Unterstützungsaktionen immer noch sehr kritisch. Deshalb kommt es nach wie vor zu Diskussionen, denn auch die deutsche Bundeswehr hat Soldaten in Afghanistan. Im November 2016 kam es zum Beispiel zu einem Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in Nordafghanistan. Die Unsicherheiten halten an und bei Terroranschlägen kommen immer wieder Menschen ums Leben.
2014 durfte Hamid Karzei sich nicht mehr zur Wahl stellen. Verschiedene Politiker traten gegeneinander an. Aschraf Ghani ging als Sieger der Wahl hervor und wurde Präsident.
Wahlen 2019 in Afghanistan
Ende September 2019 wurde in Afghanistan wieder ein neuer Präsident gewählt. Es gab 18 Kandidaten, die sich zur Wahl stellten, darunter war keine einzige Frau. Drei Kandidaten zogen ihre Kandidatur zurück.
Mohammad Ashraf Ghani, Präsident der Islamischen Republik Afghanistan, hat am 9. März 2020 zum zweiten Mal sein Amt angetreten.
Zur weiteren Lage in Afghanistan gibt es Infos bei Zeitklicks.
2021 übernehmen die Taliban wieder die Macht
Im Jahr 2021 sollte sich in Afghanistan so einiges ändern. In diesem Jahr zogen die USA, aber auch alle anderen Länder, die in Afghanistan ihre Truppen hatten, aus dem Land ab. Darüber gab es heftige Diskussionen. Die einen meinten, es sei gut, dass Afghanistan jetzt seine politische Entwicklung ohne Einfluss von außen in die Hand nehmen könne. Die anderen meinten, es wäre zu früh und alle über die Jahre gewonnenen guten Entwicklungen seien nun zum Scheitern verurteilt.
So kam es dazu, dass die Taliban, die schon früher großen Einfluss besaßen wieder die Kontrolle über Afghanistan übernahmen. Der Präsident musste fliehen. Viele Afghan*innen mussten fliehen. Doch viele blieben zurück. Es gab und gibt heftige Vorwürfe an alle Länder, hier nicht ausreichend geholfen zu haben. Vor allem Personen, die mit Ländern wie den USA und Deutschland zusammengearbeitet hatten, mussten mit schlimmen Folgen rechnen. Die Freiheiten aller Menschen wurden durch die Taliban beschnitten. Besonders leiden müssen Mädchen und Frauen. Schulbesuch, Studium und die meisten Berufe wurden ihnen verboten. Der Zugang zur Bildung gesperrt.