Bangladesch
Das Schulsystem
Da Bangladesch genauso wie Pakistan und Indien viele Jahre unter britischer Herrschaft stand, orientiert sich das Schulwesen auch heute noch am britischen Schulsystem aus dem Jahr 1947. Nach diesem System müssen Kinder fünf Jahre in die Schule gehen, wobei die Schule nichts kostet. Doch viele Schüler beenden die Schule ohne einen Abschluss. So sollte auf die Grundschule von fünf Jahren eine Mittelschule von drei Jahren folgen, an die sich eine zweijährige Ausbildung an einer sogenannten "High School" anschließt. Wer diese Schule erfolgreich abschließt, kann an einer Hochschule oder Universität studieren.
Madrasas und Privatschulen
Wie in anderen muslimisch geprägten Ländern gibt es neben den staatlichen und nicht-religiösen Schulen die sogenannten Madrasas, das sind muslimische Religionsschulen. Diese Schulen besuchen vor allem ärmere Kinder, denn sie bieten ihnen Essen an. Deshalb schicken Eltern ihre Kinder auch in diese Schulen. Die Beeinflussung durch die Religion ist an solchen Schulen stark. Daneben gibt es private Schulen, die meist Schulgeld kosten und reicheren Leuten vorbehalten bleiben.
Die traurige Wirklichkeit
Tatsächlich besuchen viele Kinder nicht einmal die Grundschule. Und wenn sie dorthin gehen, geht es für sie im Anschluss meist nicht weiter. Vor allem die Mädchen - falls sie überhaupt die Grundschule beenden - besuchen keine weitere Schule. Deshalb ist die Analphabetenrate unter den Frauen höher als unter den Männern. Wobei Mädchen, die eine Grundschule besucht haben, ja meist zumindest lesen können, viele der älteren Frauen haben gar keine Schule besucht. Die Schulen selbst haben meist eine schlechte Ausstattung. Es fehlen Räume, Bücher, Lernmaterialien und oft sitzen mehr als 60 Kinder in einer Klasse. Die Lehrer sind schlecht ausgebildet und überfordert. So kommen nicht nur Schülerinnen und Schüler nicht zur Schule, sondern oft fehlen auch die Lehrer. Der Unterricht findet also nur unregelmäßig statt.
Schule ist nicht gleich Schule
Man kann das Schulsystem also in drei Bereiche teilen: die staatlichen Schulen, in die Kinder der armen Leute gehen (wenn überhaupt), die privaten Schulen, die nur die Kinder der reichen Leute besuchen können, und die Religionsschulen.
Um den Anteil der Mädchen zu erhöhen, übernimmt der Staat übrigens manchmal die monatlichen Schulgebühren ab der 6. Klasse. Doch viele Familien können einfach nicht alle Kinder in die Schule schicken, manchmal nur das zweite oder dritte Kind. Die älteren Kinder müssen dann mitarbeiten. Und wenn das Geld nicht reicht, müssen in Bangladesch immer die Mädchen auf Schule und Ausbildung verzichten.