Türkei
Besiedlung des türkischen Gebiets
Dort, wo heute die Türkei liegt, siedelten vermutlich schon im 7. Jahrtausend v. Chr. Menschen. Darauf weisen verschiedene archäologische Funde hin. Man vermutet, dass im heutigen Nordwesten der Türkei einst die Stadt Troja lag. Diese Stadt kennst du vielleicht aus der Sage um Odysseus, der die Stadttore mit einer List und einem Holzpferd überwand.
Um das 2. Jahrtausend v. Chr. wanderten Menschen aus Asien auf das heutige türkische Gebiet ein. Darunter waren die indogermanischen Hethiter, ein kulturell und auch militärisch weit fortgeschrittenes Volk, das viele Gebiete im Sturm eroberte. Sie errichteten in und um die heutige Türkei viele Reiche und regierten so über das Gebiet. Diese Macht endete allerdings, als sie von Angreifern geschlagen wurden.
Danach waren die Lyder die mächtigsten Herrscher über das Gebiet. Aber auch deren Macht hielt nicht ewig und sie wurden 546 v. Chr. von den Persern besiegt. So wurde das Gebiet der heutigen Türkei ein Teil des Großreichs der Perser.
Alexander der Große und die Seleukiden
Im Jahre 336 v. Chr. änderte sich das Machtverhältnis in Kleinasien wieder. Kleinasien ist wie Anatolien ein Name des asiatischen Landesteils der heutigen Türkei. Der aus Makedonien stammende Eroberer Alexander der Große gewann gegen die Perser und übernahm fast das gesamte Persische Reich.
Ein Nachfolger von Alexander des Großen namens Seleukos erschuf nach dessen Tod ein weiteres Reich und benannte es nach sich selbst, das Seleukidenreich. Zur gleichen Zeit entstanden viele weitere kleinere Reiche auf kleinasiatischem Gebiet. Diese viel kleineren, aber sehr zahlreichen Reiche schlossen sich später an das mächtige Römische Reich an, das das Seleukidenreich 64 v. Chr. zerschlug.
Von Byzanz zu Konstantinopel
Hast du schon einmal den Namen Konstantinopel gehört? Heute heißt die Stadt Istanbul. Im Jahr 330 n. Chr. machte der römische Kaiser Konstantin sie zu seinem Herrschaftssitz und benannte sie nach sich: Konstantinopel. Vorher hieß sie schon einmal anders, nämlich Byzanz. Als das Römische Reich 395 n. Chr. geteilt wurde, wurde Konstantinopel Hauptstadt des Oströmischen Reiches. Das wird auch Byzantinisches Reich genannt.
Das Reich der Seldschuken
Direkt vor der Haustür des Byzantinischen Reiches entstand im 10. Jahrhundert das Reich der Seldschuken. Diese waren ein Turkvolk und islamischen Glaubens. Sie wanderten von Zentralasien nach Kleinasien ein. Am Namen Turkvolk kannst du erkennen, dass diese Menschen später auch die Bewohner und Kultur der heutigen Türkei beeinflussten. Damals breiteten sich ihre Sprache und ihre Traditionen nämlich auch über das heutige türkische Gebiet aus. Auch wenn sie 1243 von den Mongolen besiegt wurden, blieb die Kultur der Seldschuken bestehen.
Das Osmanische Reich
Unter Osman I. aus dem Turkvolk der Oghusen wurde 1299 nach dem Sieg über die Mongolen ein neues Reich gegründet. Es wurde nach ihm Osmanisches Reich genannt. Es bestand bis 1922! Der Einfluss der Osmanen wuchs und sie kontrollierten schon bald große Teile Anatoliens.
Zwischen dem islamischen Osmanischen Reich und dem benachbarten christlichen Byzanz gab es schon bald Glaubenskriege. Die Osmanen eroberten nach und nach mehr Gebiete und drängten weiter Richtung Westen. Auch Konstantinopel konnten sie 1453 einnehmen. Auf dem gesamten Balkangebiet, im Südosten Europas und sogar in Tunesien hatten die Osmanen bald die Kontrolle. Das war die Blütezeit des großen Osmanischen Reichs.
Zerfall des Osmanischen Reichs
Die Vormachtstellung des Osmanischen Reichs endete, als die Habsburger gegen die Osmanen vorgingen. Die Osmanen erlitten eine Niederlage nach der anderen und verloren große Teile ihres Gebietes. Lange Zeit bekriegten sich diese beiden Großmächte. Im Norden und Nordosten war Russland ein weiterer Gegner.
So schrumpfte das einst so große Osmanische Reich immer weiter. Griechenland befreite sich 1821 bis 1829 von den Osmanischen Herrschern. 1878 lösten sich die Balkanländer Montenegro, Serbien und Rumänien aus dem Osmanischen Reich.
Innerhalb des Reiches leisteten die Bewegung der Jungtürken seit 1876 Widerstand gegen den Sultan und erreichten die Verabschiedung einer Verfassung. Mit der Niederlage des Osmanischen Reiches in den Balkankriegen 1912 und 1913 endete die Herrschaft der Osmanen auf der Balkanhalbinsel endgültig.
Das Osmanische Reich stellte sich während des Ersten Weltkrieges an die Seite der Mittelmächte. Das waren das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn und Bulgarien. Dabei verfolgten sie in erster Linie das Ziel, ehemalige Gebiete wieder zurückzuerobern. Als der Krieg endete, hatten die Osmanen jedoch keine Chance gegen die Siegermächte und standen von da an zu großen Teilen unter deren Kontrolle, außerdem verloren sie weitere Gebiete.
In der osmanischen Bevölkerung regte sich Widerstand gegen die Sieger. Zu dieser Zeit wurde auch General Mustafa Kemal berühmt, der ab 1919 an der Spitze der nationalen osmanischen Bewegung kämpfte. Er mobilisierte große Teile der Bevölkerung und erlangte schnell Unterstützung, so dass er 1919 die Parlamentswahlen gewann.
Vater der Türken und die Republik Türkei
Der neue Staatschef Mustafa Kemal erreichte durch seine Politik viele Fortschritte in der späteren Türkei: Drei Jahre nach Amtsantritt schaffte er das Sultanat endgültig ab und rief 1923 eine Republik aus. Aus den Resten des Osmanischen Reiches wurde die Türkei. Mit Maßnahmen zur Demokratisierung verschaffte er der Bevölkerung mehr Rechte und trennte die Kirche vom Staat.
Er erreichte außerdem, dass Frauen vor Gericht offiziell mit Männern gleichgestellt wurden und führte das Frauenwahlrecht ein. Außerdem wurde Ankara zur neuen Hauptstadt des Landes.
Nach all seinen Erfolgen und den erreichten Fortschritten in der neu gegründeten Republik bekam Mustafa Kemal vom türkischen Parlament den Spitznamen Atatürk, was "Vater der Türken" bedeutet.