Samoa
Das deutsche Erbe auf Samoa
Bis zum Jahr 1914 war Samoa eine deutsche Kolonie. Drei Wochen, bevor der Erste Weltkrieg ausbrach, vertrieben die Neuseeländer die Deutschen von den Inseln. Doch wenn du einmal in ein Telefonbuch vor Ort schaust, findest du hier Namen wie Kayser oder Schmitt oder Wulff. Auch der Name Retzlaff verweist auf die deutschen Vorfahren. Noch heute leben die Nachfahren der Mischbeziehungen zwischen Deutschen und Einheimischen auf der Insel. Aber nur noch wenige Gebäude bezeugen den deutschen Einfluss. Einzig das Court House - das alte Gerichtsgebäude - ist ein Rest der Kolonialzeit.
Marschmusik in der Südsee?
Doch wenn du an der Hafenpromenade der Hauptstadt Apia entlang schlenderst, hörst du vielleicht am Morgen Marschmusik, die du womöglich vom Feuerwehr- oder Schützenfest bei dir zu Hause kennst. Eine Polizeitruppe marschiert wie vor 100 Jahren, spielt Musik und selbst die Uniformen erinnern an die Zeit um die Jahrhundertwende.
Die Samoaner selbst verurteilen übrigens diese Zeit gar nicht. Haben sich die deutschen Kolonialherren doch - ganz anders als in anderen Ländern - wenig in das Leben eingemischt und die Menschen sehr viel weniger ausgenutzt. Deshalb pflegen viele auch die Überbleibsel der deutschen Kultur und wenn sie vielleicht nur aus einem Namen besteht wie "Telfoni" als Beinamen.
Sport auf Samoa
Wie auf anderen pazifischen Inseln ist das beliebteste Mannschaftsspiel auf Samoa Rugby. Da Neuseeland nach dem Ersten Weltkrieg Kolonialmacht wurde und Rugby die neuseeländische Nationalsportart ist, übernahm man diese Sportart auch auf Samoa. So ist Samoa innerhalb der Weltliste des Rugby-Sports regelmäßig weit vorn. Doch viele Spieler, die von Samoa stammen, spielen gar nicht dort, sondern in Ländern, in denen sie mit ihrem Sport sehr viel mehr Geld verdienen können. Das sind Neuseeland und Australien, manchmal auch Europa.
Linksverkehr statt Rechtsverkehr
Seit 2009 herrscht auf Samoa Linksverkehr. Warum das? Zuvor gab es nämlich Rechtsverkehr. Man begründete die Umstellung durch die günstigere Einfuhr von Fahrzeugen, die aus Ländern wie Australien, Neuseeland oder Japan kommen. Hier gibt es ebenfalls Linksverkehr und dementsprechend werden die Autos gebaut. Viele Menschen protestierten dagegen, waren sie es doch jahrelang gewohnt, rechts zu fahren. Allerdings blieb der Protest ohne Erfolg, auf Samoa gibt es mittlerweile Linksverkehr.
Weg von Samoa!?
Samoa sieht aus wie ein Paradies. Grüne wasserreiche Inseln, auf denen sehr viel wächst und man die Früchte quasi von den Bäumen pflücken kann. Sandstrände wie sie in jedem Tourismusprospekt Begeisterungsstürme auslösen. Eine Bevölkerung, die Fremde willkommen heißt und doch so bleiben will, wie sie schon immer war. Großfamilien, die sich gegenseitig unterstützen und dazu fast immer schönes Wetter, wenn nicht wieder ein Wirbelsturm über die Inseln braust.
Trotzdem verlassen viele Menschen "ihre Inseln". So leben mehr Samoaner außerhalb der Inseln als dort. Die meisten wandern nach Neuseeland aus. Oder nach Australien, manchmal auch in die Vereinigten Staaten.
Nicht alle schätzen die strengen Regeln
Die Regeln des Faa Samoa, die so viele Jahre den - oft zwanghaften - Zusammenhalt der Familien oder des Dorfes garantierten, engen die jungen Menschen oft auch ein. Eine Jeanshose tragen? Geht nicht! Am Sonntag nicht in die Kirche gehen? Geht nicht! Ein selbstständiges Leben führen? Geht auch nicht!
So entziehen sich viele diesen starren Vorschriften und versuchen ein eigenes Leben fernab von den Familien und Dörfern zu führen. Auch wirkliche Zwänge kommen dazu. Die Arbeitsplätze sind selten und wer eine gute Ausbildung hat, findet nur schwer einen entsprechenden Job. So ist die Selbstmordrate in einem Land, das auf uns wie ein Paradies wirkt, leider im Vergleich sehr hoch.