Bosnien und Herzegowina
Unterschiede im Land
In Bosnien und Herzegowina ist der Unterricht von großen Unterschieden geprägt, je nachdem, in welcher Region man sich aufhält. Das liegt an der Aufteilung des Landes in die beiden Teile der "bosnisch-kroatischen Föderation" und die "Republika Srpska" (serbische Republik). Innerhalb des bosnisch-kroatischen Teils gibt es eine weitere Aufteilung in Kantone.
Die zwei Gebiete entwickeln ihre Lehrpläne jeweils unabhängig voneinander. Im bosnisch-kroatischen Teil werden außerdem kroatische und bosnische Kinder getrennt voneinander unterrichtet. Manchmal erfolgt der Unterricht zwar im selben Gebäude, doch in unterschiedlichen Räumen und zu unterschiedlichen Zeiten.
Das Schulsystem
Einige Eigenschaften des ehemaligen jugoslawischen Schulsystems haben aber die meisten Schulen in Bosnien und Herzegowina übernommen. So können zum Beispiel Kinder bis zu drei Jahren eine Krippe besuchen, danach bis zum sechsten Lebensjahr den Kindergarten.
Die anschließende Schulpflicht gilt, bis man 15 Jahre alt ist. Dabei geht die erste Schuletappe acht Jahre lang, das ist die Grundschule. Danach kann man sich zwischen mehreren Bildungswegen entscheiden. Es gibt Berufsschulen, Gymnasien oder themenbezogene Fachschulen. Je nach Abschluss kann man danach studieren.
Von Anfang an getrennt
Durch die Trennung der Klassen in Ethnien werden die Kinder der verschiedenen Volksgruppen gleich zu Beginn ihres Lebens voneinander getrennt. Das führt automatisch dazu, dass sich die Kinder nicht als Gemeinschaft sehen, sondern als unterschiedlich und fremd. Und du kannst dir vorstellen, dass das auch im späteren Leben der Kinder Spuren hinterlässt.
So gab es laut der OSZE noch im Jahr 2018 56 Schulen, in denen Schüler*innen zwar unter dem Dach einer Schule, aber trotzdem getrennt unterrichtet wurden. Das ist nicht an allen Schulen so, aber dieses Überbleibsel aus dem Bosnienkrieg hat lange Zeit vor allem junge Menschen getrennt. Hier kämpften eben Bosniaken, Serben und Kroaten gegeneinander.
So werden die Schulen heute zwar gemeinsam verwaltet, aber manchmal gibt es eben noch diese Trennung nach der jeweiligen Ethnie. Die meisten Kinder wünschen das nicht.
Dieses Denken behalten die Kinder bei und bleiben meistens auch im Jugend- und Erwachsenenalter der Ansicht, dass sie anders sind als die anderen Volksgruppen und deshalb auch getrennt voneinander leben sollten. Leider steht dies einer Einigung des Landes im Wege und verhindert gleichzeitig, dass sich die Menschen, die in Bosnien und Herzegowina leben, als Angehörige eines gemeinsamen Staates sehen können. Darüber kannst du unter Einigkeit? noch mehr nachlesen.