Bulgarien
Geschichte Bulgariens von der Unabhängigkeit bis heute
Fürstentum Bulgarien (1878-1908)
Der Berliner Kongress, auf dem Europa 1878 neu geordnet wurde, legte auch fest, dass es ein unabhängiges Fürstentum Bulgarien geben sollte. Erster Herrscher des Fürstentums wurde Alexander I. Sein Reich umfasste jedoch zunächst nur ein Gebiet zwischen Donau und Balkangebirge, also den heutigen Norden des Landes.
Der Süden wurde als Ostrumelien zu einer Provinz des Osmanischen Reiches. Schon 1885 wurde es durch eine unblutige Revolution aber dem Fürstentum Bulgarien angegliedert. Mazedonien, das nach dem Vertrag von San Stefano noch zu Bulgarien gehören sollte, wurde hingegen nun dem Osmanischen Reich angegliedert.
Zarentum Bulgarien (1908-1946)
Erst 1908 erkannte das Osmanische Reich die Unabhängigkeit Bulgariens an. Seit 1887 war Ferdinand I. Fürst von Bulgarien. Nun wurde aus dem Fürstentum ein Zarentum und Ferdinand zum Zaren.
1912 taten sich Bulgarien, Serbien, Montenegro und Griechenland zum Balkanbund zusammen. Ihr Ziel war es, das Osmanische Reich von der Balkanhalbinsel zu verdrängen. Im gleichen Jahr begann der Erste Balkankrieg. Das Ziel des Balkanbunds wurde 1913 erreicht, die Osmanen musssten sich zurückziehen. Innerhalb weniger Monate endete so die jahrhundertelange Osmanenherrschaft auf der Balkanhalbinsel.
Bulgarien war aber unzufrieden mit der neuen Grenzziehung. So kam es noch 1913 zum Zweiten Balkankrieg, in den nun auch Rumänien eintrat. Bulgarien verlor den Krieg und musste zuvor gewonnene Gebiete wie Makedonien wieder abtreten.
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite Deutschlands und verlor weitere Gebiete.
Volksrepublik Bulgarien (1946-1990)
Nach dem Zweiten Weltkrieg ergriffen Kommunisten die Macht in Bulgarien. Die Monarchie wurde abgeschafft. Der erst 9-jährige Zar Simeon II. musste fliehen. Bulgarien geriet unter sowjetischen Einfluss. Die Planwirtschaft wurde umgesetzt, Industrie und Landwirtschaft wurden verstaatlicht. Die Politik wurde jahrzehntelang von Todor Schiwkow bestimmt. Von 1954 bis 1989 war er Staatschef.
In den 1980er Jahren wurden zahlreiche Türken aus Bulgarien vertrieben, nachdem die Regierung der türkischen Minderheit im Land bulgarische Namen aufzwingen wollte. Auf Druck innerhalb der Partei trat Schiwkow am 10. November 1989 von seinen Ämtern als Parteivorsitzender und Ministerpräsident zurück. Grundlegende Änderungen des Systems waren nicht geplant. Es kam zu Demonstrationen im Land und 1990 wurden erstmals freie Wahlen abgehalten.
Bulgarien seit 1990
Nach den ersten freien Wahlen im Juni 1990 gab sich Bulgarien 1991 eine demokratische Verfassung. Es kam in den nächsten Jahren zu vielen Regierungswechseln. Bis 1997 waren ehemalige Kommunisten an der Macht.
2001 wurde der ehemalige Zar, Simeon II., zum Ministerpräsidenten Bulgariens gewählt. Weil Simeon als Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha geboren worden war, nannte er sich nun bürgerlich Simeon Sakskoburggotski. Mit ihm verbanden sich viele Hoffnungen und er setzte Reformen um. Die Lebensverhältnisse verbesserten sich nur langsam, vor allem auf dem Land blieb die Arbeitslosigkeit hoch. Korruption blieb überall ein Problem. 2004 trat Bulgarien der NATO bei.
2005 gewannen Sozialisten die Wahl. 2007 trat Bulgarien der EU bei. 2009 gewann die konservative, pro-westliche Partei GERB die Wahlen. Bojko Borissow wurde Ministerpräsident. 2013 trat er nach Protesten gegen Sparmaßnahmen und Strompreiserhöhungen zurück, war aber seit 2014 wieder im Amt. Im November 2016 trat er erneut zurück.
Von 2017 bis 2021 hatte er das Amt erneut inne. Staatspräsident wurde 2017 der Sozialist Rumen Radew. Er wurde 2021 wiedergewählt.
Seit der Wahl 2021 hatten schon drei Männer das Amt des Ministerpräsidenten von Bulgarien inne. Galab Donew übernahm es im August 2022 für den Übergang, nachdem Kiril Petkow durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden war. 2023 fanden die fünften Parlamentswahlen innerhalb von nur zwei Jahren statt. Nikolaj Denkow wurde Ministerpräsident.