Deutschland - Bremen
Geschichte von Bremen: Mittelalter
Was geschah im Mittelalter in Bremen? Wer gründete das Bistum Bremen und wie entwickelte es sich? Was war das Gelnhauser Privileg? Was waren die Hollerkolonisation, die Bremer Ratsfehde und der Bannerlauf?
Sachsen siedeln auf der Düne
Entlang des rechten Weserufers zieht sich eine lange Düne, die Bremer Düne. Sie war mit der letzten Eiszeit entstanden. Zwischen dem 1. und 8. Jahrhundert siedelten sich hier die Sachsen an. Auf dem erhöhten Gelände waren sie sicher vor Überschwemmungen. Im Gebiet der heutigen Altstadt verlief damals außerdem noch ein Arm der Weser, die Balge. Man hatte also auch Zugang zu Wasser. Außerdem gab es eine Furt, an der man den Fluss leicht überqueren konnte.
Bremen als Bistum
Im Jahr 788 erhob Karl der Große Bremen dann zum Bischofssitz. Bremen wurde also ein Bistum. Es hatte Bestand bis 1648, bis zum Westfälischen Frieden. Karl der Große hatte das Siedlungsgebiet der Sachsen erobert, das nun als Stammesherzogtum Sachsen zum Fränkischen Reich gehörte. Er wollte außerdem die heidnischen Sachsen zum Christentum bekehren. So gründete er überall Bistümer. In Bremen setzte er Willehad als ersten Bischof ein. Dieser war schon zuvor als Missionar in der Gegend tätig gewesen.
Das Bistum Bremen umfasste ein viel größeres Gebiet als die heutige Stadt Bremen. Willehad machte aber Bremen zu seinem Bischofssitz. Er ließ dort an der Weser den Dom erbauen, dessen erster Bau aus Holz im Jahr 789 fertig wurde. Geweiht wurde der Dom dem Apostel Petrus. Dessen Attribut, der Schlüssel, wurde zum Wappensymbol Bremens: der Schlüssel. Ab 805 gehörte das Bistum Bremen zum Erzbistum Köln.
848 wurde das Bistum Bremen mit dem Bistum Hamburg zusammengelegt, weil es keinen Bischof in Bremen mehr gab und der Hamburger Bischof vor den Normannen nach Bremen geflohen war. Das sorgte zunächst für Proteste, denn dadurch gehörte das Bistum Bremen nicht mehr zu Köln, sondern eben zu Hamburg, was dem Kölner Erzbischof missfiel. Sie wurden dann aber doch zusammengelegt. Der Sitz des Erzbistums blieb in Bremen, man spricht darum auch vom Erzbistum Hamburg-Bremen.
Wie üblich besaß das Erzbistum Bremen auch weltlichen Landbesitz. Diesen bezeichnet man als Erzstift Bremen. 1648 wurde aus dem Erzstift das Herzogtum Bremen. Es wurde also zu einem weltlichen Gebiet. Es umfasste große Teile des Gebietes zwischen Weser und Elbe (Elbe-Weser-Dreieck).
9. bis 12. Jahrhundert in Bremen
Was geschah aber nun nach der Gründung des Bistums? Neben dem Bau der Bischofskirche, des Doms, entstand zunächst eine kleine Siedlung, die sich immer mehr vergrößerte. Händler und Handwerker siedelten sich an. Der Dombereich wurde mit einem Wall und Graben gesichert und zur Domburg ausgebaut. Das Markt-, Münz- und Zollrecht wurden noch im 9. Jahrhundert verliehen. Weitere Kirchen wurden erbaut: die Liebfrauenkirche, St. Stephani, St. Martini und St. Ansgarii. Sie bildeten die Zentren der vier Kirchspiele der Stadt, die zugleich Verwaltungsbezirke waren.
1186 verlieh Kaiser Friedrich I. Barbarossa Bremen das Gelnhauser Privileg. Es besagte, dass die Stadt nur dem Kaiser und der Bürgerschaft unterstellt sei, und nicht mehr der Kirche. Damit wurde Bremen zur freien Reichsstadt erhoben. Zwischen Bürgern und Erzbischof kam es dennoch in der Folgezeit zu Konflikten, weil der Erzbischof seine zuvorige Macht nicht abgeben wollte. Der Bremer Rat, der nun die Interessen der Stadt vertrat, entwickelte sich später zum Senat.
Im Jahr 1032 soll die Gutsbesitzerin Emma von Lesum der Kirche eine Weide gestiftet haben, die spätere Bürgerweide. Angeblich soll sie gesagt haben, sie stifte eine Weide von der Größe, die ein Mann in einer Stunde umrunden könne. Ihr Schwager und Erbe fragte, warum der Zeitraum nicht gleich ein Tag sein könne, suchte aber dann, nachdem Emma zugestimmt hatte, einen Mann ohne Beine für diese Aufgabe aus. Angeblich soll dieser aber dann eben ein großes Gebiet umrundet haben, das dann die Bürgerweide wurde. Die Fläche diente dann auf jeden Fall allen Bürgern frei als Weide. 1159 wurde das im Weidebrief durch den Erzbischof bestätigt.
Am 11. September 1041 kam es zum Bremer Brand. Eine Feuersbrunst zerstörte Teile der Altstadt. Zwei Domherren kandidierten für das Amt des Dompropstes. Der Unterlegene legte aus Wut darüber ein Feuer und steckte den Dom in Brand.
Nach dem Wiederaufbau erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung. Bremen wurde zu einem bedeutenden Handelsort. Ab 1113 wurde das Hollerland östlich von Bremen von holländischen Siedlern urbar gemacht (Hollerkolonisation). Sie entwässerten das Land, bauten Deiche und legten Ackerland an.
13. bis 15. Jahrhundert in Bremen
Um 1200 lebten 10.000 bis 15.000 Menschen in Bremen. 1229 wurde die Bremer Stadtbefestigung verstärkt, indem man um die gesamte Altstadt eine Mauer baute. 1244 wurde eine Brücke über die Weser gebaut. 1247 wurde die "Schlachte" angelegt, ein mit Pfählen befestigter Uferstreifen an der Weser. Hier entstand ein Hafen. 1260 trat Bremen der Hanse bei. Im 13. Jahrhundert wurde von der Stadt aus vor allem Bier verschifft.
Zwischen 1303 und 1308 wurde das Bremer Stadtrecht erstmals schriftlich festgehalten. 1304/05 kam es zur Bremer Ratsfehde. Einige junge Mitglieder einflussreicher Familien, die ebenfalls einen Sitz im Rat hatten, hatten unbescholtene Bürger attackiert. Diese reichen Familien hatten ursprünglich im Dienste des Erzbischofs gestanden. Weil der Ratsherr Arnd von Gröpelingen eine Bestrafung forderte, wurde er ermordet. Dafür wurden die Täter und ihre Anhänger nun von anderen Ratsmitgliedern aus der Stadt vertrieben. Insgesamt wurden 18 Ratsherren und 11 Bürger mit ihren Familien verbannt. Es war auch ein Sieg der Stadt über das Erzbistum.
Seit 1344 wählten die Ratsherren des Bremer Rats Bürgermeister, und zwar für jedes Kirchspiel einen. Es gab also vier Bürgermeister. Es kam im 14. Jahrhundert zu zwei weiteren Fehden. In der Bremer Erzbischofsfehde rangen zwei Männer 1348 bis 1350 um das Amt des Erzbischofs. Es kam zur kriegerischen Auseinandersetzung, in der sich schließlich beide einigten: Gottfried von Arnsberg wurde Erzbischof, aber Moritz von Oldenburg übte als Amtmann des Erzstiftes die Macht aus.
Die Pest kostete 1350 mehreren tausend Menschen das Leben. Schon 1351 kam es mit der Hoyaer Fehde wieder zu einer Krise. Der Graf von Hoya forderte von Bremen die Auslieferung ehemals in seiner Grafschaft ansässiger Menschen, die sich in Bremen als freie Bürger niedergelassen hatten (was Bremen förderte, da ihm durch die Pest viele Einwohner fehlten) und die ihm nun in der Landwirtschaft fehlten. Bremen gab aber nicht nach und so kam es zu Konflikt zwischen Bremen und Hoya. Zugleich wurde der Konflikt zwischen Moritz und Gottfried weitergeführt, da sich Gottfried in Hoya aufhielt. Den Kampf 1358 verlor Bremen, Hoya nahm viele Gefangene, für deren Freilassung Bremen viel Geld zahlen musste. Bremen war wirtschaftlich stark geschwächt.
1365 protestierten einige Handwerker im sogenannten Bannerlauf - bei dem sie als Banner die Bremer Flagge mitführten - gegen soziale Ungerechtigkeit. Denn sie sollten für die Auslösung der gefangenen und Bezahlung der Söldner aus der dem Krieg mit Hoya aufkommen. Sie gehörten dem Drittel des Rats an, der Meenheit genannt wurde. Dem zweiten Drittel gehörten die Kaufleute an, das war die Wittheit. Dem dritten Drittel gehörte die reiche Oberschicht an. Die Aufrührer mussten aber schließlich fliehen oder sie wurden verurteilt.
1404 wurde der Bremer Roland aus Stein errichtet, 1409 das Rathaus fertig gestellt. Der Schütting, das Gildehaus der Kaufleute, wurde ebenfalls an den Marktplatz verlegt und später im dort im Stil der Renaissance neu errichtet. Die Kaufleute hatten sich zur mächtigsten Berufsgruppe entwickelt. Eine Art Vorstand oder Sprecher der Kaufmannschaft waren die Elterleute.
Bremen gewann im 15. Jahrhundert mehr und mehr Land dazu. Auch Gebiete links der Weser wie Butjadingen gehörten zu Bremen, sie gingen aber Ende des Jahrhunderts wieder verloren. Der Handel entwickelte sich aber vorteilhaft weiter.