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Industrie in NRW

Mit dem Ruhrgebiet besitzt Nordrhein-Westfalen einen Ballungsraum, den wir noch immer vor allem mit Kohle- und Stahlindustrie verbinden. Längst hat jedoch ein Strukturwandel im Ruhrgebiet stattgefunden.

Zechen, Kokereien und Stahlhütten im Ruhrgebiet

Schon im 18. Jahrhundert hatte man begonnen, im Ruhrgebiet Steinkohle abzubauen. Denn dort befindet sich eine der größten Lagerstätten für Steinkohle in Deutschland. Steinkohlebergwerke nennt man auch Zechen. Der Abbau kann im Tagebau, also oberirdisch, erfolgen, oder im Tiefbau, also unterirdisch. 1850 gab es fast 300 Zechen im Ruhrgebiet.

Aus der Kohle erzeugte man in einer Kokerei Koks. Den brauchte man wiederum, um in den Eisenhütten Roheisen und in den Stahlhütten Stahl herzustellen. Der Abbau der Kohle zog also weitere Industrien nach sich. Um Kohle und Stahl woanders hin liefern zu können, brauchte man Verkehrswege. So wurden hier schon früh Eisenbahnstrecken und Kanäle gebaut, wie der Dortmund-Ems-Kanal. Viele Menschen zogen von woanders ins Ruhrgebiet, weil sie dort Arbeit fanden. Die Städte wuchsen stark. Siedlungen für die Arbeiter entstanden, die Zechenkolonien.

1957 begann dann aber die Kohlekrise und damit das Zechensterben. Dafür gab es mehrere Gründe. Die Zechen förderten mehr Kohle als benötigt wurde, weil der Staat Geld dafür zahlte (damit kein Kohlemangel entstünde). Erdöl war billig und die Nachfrage nach Erdöl stieg, die nach Steinkohle sank. Die Steinkohle aus anderen Ländern war günstiger als die deutsche Steinkohle. Das hing damit zusammen, dass man im Ruhrgebiet immer tiefer graben musste, um an die Kohle zu kommen, während sie anderswo im Tagebau gefördert werden konnte. Außerdem sank der Bedarf, weil immer mehr Braunkohle und Kernenergie zur Energieerzeugung genutzt wurde.

2018 wurde die letzte Zeche im Ruhrgebiet geschlossen, das Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop. Damit endete die Förderung von Steinkohle in Deutschland. Von den Kokereien sind noch drei in Betrieb. Große Stahlhütten wie Thyssen und Krupp schlossen sich zusammen, der größte Stahlkonzern ist heute ThyssenKrupp.

Schon seit dem Beginn der Kohlekrise setzte ein Strukturwandel ein. Andere Industrien wie Maschinenbau oder Elektroindustrie siedelten sich an, vor allem aber Unternehmen für Dienstleistungen: Banken, Versicherungen, Fernsehsender und andere Medien. Die ehemaligen Gelände der Zechen und Stahlwerke werden für andere Nutzungen verändert.

Braunkohle im Rheinischen Revier

Auch Braunkohle lagert in Nordrhein-Westfalens Erde, jedoch nicht im Ruhrgebiet, sondern westlich des Rheins, etwa zwischen Köln und Mönchengladbach. Das Gebiet nennt man auch Rheinisches Braunkohlerevier.

Die Kohle wird im Tagebau gewonnen. Das führt zu erheblichen Veränderungen der gesamten Landschaft. Ganze Dörfer werden dafür umgesiedelt. Nach der Beendigung des Abbaus muss die Landschaft wieder nutzbar gemacht werden, zum Beispiel für die Landwirtschaft oder als Naherholungsgebiet, indem man Tagebaulöcher flutet, sodass Seen entstehen.

Schließlich verschmutzen Kohlekraftwerke die Umwelt, indem sie viele Schadstoffe und Treibhausgase in die Luft blasen. Umwelt und Gesundheit sind also durch die Kohle gefährdet. Es gibt also gute Gründe, Braunkohle nicht mehr zu nutzen. Das nennt man auch Kohleausstieg.

Firmen, die von der Braunkohle leben, und Menschen, die in diesen Bereichen arbeiten, sind gegen den Ausstieg. Einige Länder haben den Kohleausstieg aber schon umgesetzt oder planen ihn in den nächsten Jahren. In Deutschland wurde 2020 der Kohleausstieg bis spätestens 2038 beschlossen. Das nennt man auch den Kohlekompromiss.

Welche Industrie gibt es heute in NRW?

Nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch im übrigen Bundesland haben sich weitere und andere Industriezweige angesiedelt. Den größten Anteil hat heute der Maschinenbau. 207.000 Menschen sind in diesem Industriezweig beschäftigt. Die meisten Firmen sind mittelständische Unternehmen. Gefertigt werden zum Beispiel Maschinen für die Textil- und Nahrungsmittelindustrie, Werkzeugmaschinen oder Aufzüge.

Etwa 200.000 Menschen sind in der Automobilindustrie beschäftigt. Dazu zählen der Autobau selbst, aber auch Zuliefererfirmen. Ford produziert in Köln, Opel in Bochum und Daimler in Düsseldorf. Fast ein Viertel der Arbeitsplätze liegt aber auch in der Region Südwestfalen.

140.000 Menschen arbeiten in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Es gibt 1100 Elektrounternehmen, von denen auch viele in Südwestfalen beheimatet sind. Viele Schalter, Steckdosen und Leuchten kommen aus dieser Region.

Die Stahlindustrie ist noch immer bedeutsam in Nordrhein-Westfalen. Am meisten Stahl wird in Duisburg produziert. Dort hat auch ThyssenKrupp seinen Standort für Stahlerzeugung. Insgesamt beschäftigen aber 450 Firmen der Metall- und Stahlindustrie rund 107.000 Menschen.

Rund 100.000 Mitarbeiter besitzt die Kunststoffindustrie, fast ebenso viele Beschäftigte (90.000) sind in der Chemieindustrie tätig. Bayer in Leverkusen und Henkel in Düsseldorf sind bekannte Firmen.  In der Nahrungsmittelindustrie arbeiten rund 93.000 Menschen. Bekannte Firmen sind Dr. Oetker mit Sitz in Bielefeld, Haribo mit Sitz in Bonn oder Katjes mit Sitz in Emmerich. 85.000 Personen arbeiten in der Energiewirtschaft. Große Firmen wie E.ON und RWE haben ihren Verwaltungssitz in Essen.

Industrie in Nordrhein-Westfalen in Bildern

  • Kohlekraftwerk Niederaussem
    Nicht gerade sauber: Kohlekraftwerke. Dieses steht in Bergheim-Niederaußem. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Medienhafen Düsseldorf
    Der Medienhafen in Düsseldorf ist ein Beispiel für den gelungenen Strukturwandel. Aus dem Hafen- und Industriegebiet wurde ein Standort für Büros und Hotels. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Landschaftspark Duisburg Nord
    Rund um ein ehemaliges Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich ist ein Landschaftspark entstanden: der Landschaftspark Duisburg-Nord. Kurz wird er auch Landi genannt. Zu den Veranstaltungen gehören auch Liochtinstallationen. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Nordrhein-Westfalen Umwelt
    Braunkohlekraftwerke und Industrieabgase verschmutzen die Luft. Dieses Bild entstand in Duisburg. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Heizkraftwerk in Köln
    Das Heizkraftwerk in Köln-Niehl wird mit Erdgas betrieben. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Müllverbrennungsanlage Asdonkshof
    Nachts sieht so eine Müllverbrennungsanlage sogar schön aus! Diese steht in Kamp-Lintfort. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Industrie NRW
    Der Dortmunder Hafen wurde 1899 von Kaiser Wilhelm II. eröffnet. Mit der Stilllegung von Kohle- und Stahlindustrie sank seine Bedeutung. Heute ist er zunemhend als Standort für vielerlei Unternehmen attraktiv. Im Containerterminal werden aber nach wie vor Waren umgeschlagen, insbesondere Mineralöle und Baustoffe. [ © Quelle: pixabay.com ]
  • Gasometer Oberhausen
    Im Ruhrgebiet gibt es viele Industriedenkmäler. Auch der Gasometer Oberhausen zählt dazu. Oben gibt es eine Aussichtsplattform. [ © Quelle: pixabay.com ]

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letzte Aktualisierung am 19.01.2024