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Geschichte Polens vom 18. Jahrhundert bis heute

Polen wird geteilt

Im 18. Jahrhundert verlor Polen seine machtvolle Stellung innerhalb Europas. Kriege gegen Schweden und Russland schwächten das Land. 1772 wurde Polen zum ersten Mal geteilt. Es verlor ein Viertel seiner Landesfläche an Russland, Preußen und Österreich-Ungarn.

Reformen im verbleibenden Polen und die Verabschiedung einer Verfassung sollten den Staat wieder stärken. Das aber geschah nicht: Weitere zwei Teilungen folgten und so gab es ab 1795 keinen polnischen Staat mehr. Die Karte links zeigt die Teilungen Polens.

1807 entstand ein kleines Herzogtum Warschau als Vasall von Frankreich. 1815 wurde daraus auf dem Wiener Kongress das sogenannte "Kongresspolen", das als Königreich in Personalunion an Russland gebunden war und ab den 1860er Jahren seine verbliebenen Rechte wieder abgeben musste.

Die Zweite Republik

Erst 1918, mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, wurde Polen neu gegründet. So entstand die Zweite Republik Polen. Der Versailler Vertrag bestimmte 1919 auch die Gebietsabtretungen des Deutschen Reichs an Polen. Es waren Regionen in Westpreußen, Posen, Oberschlesien und Ostpreußen. In Posen und Oberschlesien kam es daraufhin zu Aufständen. Oberschlesien wurde schließlich geteilt.

Die Grenze im Osten war nicht genau festgelegt worden. Das führte zu Kriegen Polens mit Russland, der Ukraine, der Tschechoslowakei und Litauen. Nach innen musste das Land komplett neu aufgebaut werden. In den Grenzgebieten lebten neben Polen auch andere Nationen. Die Schwäche Polens nutzte der ehemalige Generalstabschef Józef Pilsudski für einen Staatsstreich. Bis zu seinem Tod 1935 regierte er Polen autoritär.

Polen im Zweiten Weltkrieg

Im Hitler-Stalin-Pakt teilten das Deutsche Reich und Sowjetrussland Osteuropa unter sich auf. Am 1. September 1939 griff Deutschland Polen an (Polenfeldzug, Überfall auf Polen). Damit begann der Zweite Weltkrieg. Am 17. September 1939 besetzte die Rote Armee den Osten Polens.

In der Zeit der Besatzung ermordeten die Deutschen etwa drei Millionen polnische Juden. Sie errichteten Konzentrations- und Vernichtungslager wie Auschwitz oder Treblinka. Doch auch Polen wurden vertrieben und deportiert. 2,4 bis 3 Millionen Polen wurden ermordet.

1944 kam es zum Warschauer Aufstand: 63 Tage lang kämpften polnische Widerständler gegen die deutschen Besatzer, dann mussten sie angesichts der aussichtlosen Lage aufgeben. Die Deutschen ermordeten daraufhin unzählige Menschen - man geht von 150.000 bis 200.000 Personen aus - und zerstörten die Stadt.
 

Volksrepublik Polen (1945-1989)

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Grenzen neu gezogen. Zur Westgrenze Polens wurde die Oder-Neiße-Linie, das heißt eine Grenze entlang dieser beiden Flüsse. Aus den Gebieten östlich der Grenze waren noch während des Krieges rund fünf Millionen Deutsche geflohen. Sie konnten nun nicht zurückkehren nach Ostpreußen, Schlesien oder Pommern. Weitere Menschen wurden nach dem Krieg vertrieben.

Das Gebiet um Kaliningrad (Königsberg), das früher zu Ostpreußen gehört hatte, wurde von der Sowjetunion erobert und eingegliedert. Polen geriet insgesamt unter den Einfluss der Sowjetunion und wurde zu einem kommunistischen Staat. Polen wurde Teil des Ostblocks.
 

Die Gewerkschaft Solidarność

Mit der Zeit wuchsen die wirtschaftlichen Probleme. 1980 kam es zu zahlreichen Streiks (Unruhen in Polen). Ein Elektriker der Lenin-Werft in Danzig, Lech Walesa, wurde zum Anführer der Streiks und der neu gegründeten unabhängigen Gewerkschaft Solidarność (polnisch für Solidarität).
 

Kriegsrecht in Polen

Der linientreue General Jaruzelski verkündete im Dezember 1981 das Kriegsrecht. Die führenden Köpfe der Solidarność wurden verhaftet, die Gewerkschaft verboten. Es kam aber auch zu internen Machtkämpfen unter den Kommunisten. Um zur Normalität zurückzukehren, wurde das Kriegsrecht schließlich im Juli 1983 aufgehoben. Die inhaftierten Gegner des Regimes wurden freigelassen. Reformen wurden in Angriff genommen.
 

Runder Tisch in Polen

Eine Volksabstimmung 1987 endete in einer klaren Niederlage für die Regierung. Es kam erneut zu Streiks. 1989 setzten sich Führer der Partei mit den Oppositionellen an einen "Runden Tisch". Die Solidarność wurde wieder zugelassen. Freie Wahlen und die Zulassung anderer Parteien folgten. Die Dritte Polnische Republik wurde damit begründet.

Dritte Republik Polen (seit 1989)

Die Wirtschaft wurde nun von einer Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft umgestaltet. Lech Walesa wurde 1990 zum Staatspräsidenten gewählt und blieb fünf Jahre im Amt. Eine neue Verfassung trat 1997 in Kraft. 1999 trat Polen der NATO bei und 2004 der Europäischen Union.

Von 2005 bis 2007 gewann die konservative Partei PiS die Wahlen. Ihr Vorsitzender ist Jarosław Kaczyński. Sein Zwillingsbruder Lech Kaczyński wurde im gleichen Jahr Präsident des Landes. Er starb 2010 bei einem Flugzeugabsturz.

Die PiS verlor die vorgezogenen Parlamentswahlen 2007 und die PO, eine liberal-konservative Partei, übernahm die Regierung bis 2015. Donald Tusk war in dieser Zeit (bis 2014) Ministerpräsident, ihm folgte für ein Jahr Ewa Kopacz.

2015 wurde Andrzej Duda neuer Präsident des Landes und die PiS gewann die Parlamentswahlen. Sie regiert mit absoluter Mehrheit. Beata Szydlo wurde neue Ministerpräsidentin. Im Dezember 2017 löste Mateusz Morawiecki sie nach ihrem Rücktritt ab.

Bei der Wahl 2023 verlor die PiS die absolute Mehrheit. Donald Tusk bildete eine Koalition und wurde erneut Ministerpräsident. Damit wird es in Polen wieder eine europafreundliche Politik geben.

letzte Aktualisierung am 26.02.2024