Kanada
Wie zeigt sich der Klimawandel in Kanada?
In Kanada zeigt sich der Klimawandel besonders stark an der Erhöhung der Temperatur. Die mittlere Jahrestemperatur hat in Kanada zwischen 1948 und 2016 um 1,7 Grad zugenommen. Das ist fast doppelt so viel als die globale Erwärmung, die bei 0,9 Grad liegt. Dabei hat sich der Norden Kanadas mehr erwärmt als der Rest des Landes. Hier liegt die Erwärmung bei 2,3 Grad. Die stärkste Temperaturzunahme gab es im Nordwesten, die niedrigste im Südosten. Außerdem kann man beobachten, dass die Erwärmung den Winter mehr betrifft als den Sommer. Das gilt auch für den Winter 2023/24. Er war vier Grad wärmer als im langjährigen Mittel.
Heiße Tage (Hitzetage) mit einer Temperatur von über 30 Grad gibt es bisher in ganz Kanada kaum. Nur im Südosten und Süden kommen sie vor. Sie haben noch nicht erkennbar zugenommen, doch nimmt man an, dass das bis 2050 passieren wird. 2021 gab es als Folge einer Hitzewelle immerhin 600 Hitzetote.
Schon jetzt deutlich abgenommen haben hingegen die Frosttage und die Eistage. Zwischen 1948 und 2016 gab es 15 Frosttage weniger und 10 Eistage weniger. An einem Frosttag liegt die Temperatur mindestens einmal unter null Grad, an einem Eistag liegt sie gar nicht über null Grad. Die Abnahme dieser kalten Tage zeigt also ebenfalls, dass die Temperatur besonders im Winter gestiegen ist. Die frostfreie Zeit hat sich damit um 20 Tage verlängert, die Wachstumsperiode um 15 Tage.
Eine Folge davon ist auch, dass Kanadas Gletscher schmelzen. Studien gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2100 70 Prozent der kanadischen Gletscher oder sogar mehr weggeschmolzen sind.
Durch die wärmeren Temperaturen schneit es auch weniger. Niederschlag fällt viel häufiger als Regen. Die Bedeckung der Erde mit Schnee hat seit 1980 zum Teil um bis zu 40 Prozent abgenommen. Die Niederschlagsmenge ist in dem großen Land sehr ungleich verteilt. Über ganz Kanada gesehen haben die Niederschläge zwischen 1948 und 2012 jedoch um 20 Prozent zugenommen. Wenn es einmal regnet, dann oft auch besonders stark.
Dieser Starkregen sorgt dann aber für Überschwemmungen. 2023 gab es zum Beispiel im Juli ein schlimmes Hochwasser in der Provinz Nova Scotia im Osten des Landes. Straßen und Brücken wurden zerstört, der Strom fiel aus. Im Juli 2024 setzte sintflutartiger Regen Toronto unter Wasser.
Waldbrände in Kanada
Eine Folge des Klimawandels sind in Kanada vor allem die Waldbrände. Besonders schlimm sah es 2023 aus. Hier brannten monatelang mehrere tausend Feuer. Bis Mitte August wurden 5800 Feuer gezählt. 137.500 Quadratkilometer brannten bis dahin ab. Das ist eine unvorstellbar große Fläche. Am Ende des Jahres waren es sogar mehr als 180.000 Quadratkilometer. So viel Wald und Buschland wie noch nie brannte damit ab.
Viele Menschen mussten evakuiert werden. Durch die schlechte Luft kam es zu gesundheitlichen Problemen. Viele Schulen mussten geschlossen werden. Viele Wohnhäuser wurden in Schutt und Asche gelegt. Die Brände in der Provinz Quebec zwischen Mai und Juli 2023 verursachten so viel Rauch, dass der sogar in New York zu spüren war.
Zombie-Feuer
Wenn Hitze, Trockenheit und Wind zusammenkommen, ist die Waldbrandgefahr besonders hoch. In Kanada gibt es aber selbst im Winter Feuer, nämlich die sogenannten Zombie-Brände. Sie brannten auch im Winter 2024. Zombie-Feuer nennt man die Feuer, die den Winter überstehen. In diesem Fall brennen sie schon seit 2023. Es sind unterirdische Feuer, die im Untergrund schwelen. Man erkennt sie daran, dass hier Rauchschwaden aus dem Boden kommen. Sie können sich aber auch unterirdisch voranfressen, um dann irgendwo weiter entfernt wieder an die Oberfläche zu kommen.
Typisch sind Zombie-Feuer für die borealen Nadelwälder, also die im Norden wachsenden Wälder. Trockene Nadeln und andere Pflanzenreste sowie Torfboden, der hier oft vorkommt, halten die Feuer am Leben. Bleibt es im Frühjahr oder Sommer trocken, reicht ein Windstoß, um die Feuer wieder anzufachen. Solche Feuer lassen sich schwer löschen, weil man nicht unbedingt sieht, wo sich die Glutherde befinden.
Kanada und das CO₂
Kanada hat ein besonders großes Problem mit dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO₂). Denn Kanadas Wälder stoßen mehr CO₂ aus als dass sie es binden. 2023 haben die Waldbrände in Kanada 2,98 Milliarden Tonnen CO₂ freigesetzt. Das ist mehr als etwa ganz Indien durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt hat.
Das liegt an den riesigen Waldbränden, die hier immer wieder wüten. Sie setzen jeden Menge CO₂ frei. Denn in den Bäumen ist Kohlenstoff gespeichert, der beim Brand dann freigesetzt wird. Auch durch die Zombie-Feuer gelangt weiteres Kohlendioxid in die Luft. Das aber trägt wie alle Treibhausgase enorm zum Klimawandel und zur Erderwärmung bei.
Welche Folgen hat der Klimawandel in Kanada?
Was tut Kanada zum Klimaschutz?
Im Klimaschutz-Index, der viele Länder vergleicht, was sie für den Klimaschutz tun, steht Kanada schlecht da. Es gehört nämlich zu den Schlusslichtern. Ende 2023 entschied sogar ein Gericht, dass die kanadische Regierung zu wenig gegen den Klimawandel unternimmt. Die Emissionen pro Kopf sind in Kanada die höchsten unter den G7-Staaten. Viel könnte noch getan werden, zum Beispiel bei Treibstoffen, Energieeffizienz, in Industrie und Landwirtschaft. 2021 betrug der CO₂-Ausstoß von Kanada 545,6 Millionen Tonnen. Das ist zwar weniger als Deutschland hat, aber pro Kopf liegt Kanada höher, nämlich bei 14,3 Tonnen (Deutschland 8,1 Tonnen).
Kanada hat das Klimaabkommen von Paris unterzeichnet. 2021 wurde zudem ein nationales Gesetz zur Klimaneutralität verabschiedet. Demnach will Kanada bis 2050 klimaneutral sein. Zu den Maßnahmen gehören die Besteuerung von Emissionen, der Kohleausstieg bis 2030 und eine Pflicht zur Berichterstattung für große Treibhausgasemittenten. Es sollen mehr Grünflächen entstehen, insbesondere in den Städten. Dazu gehören auch Stadtwälder und begrünte Dächer.