Kamerun
Wer waren die ersten Bewohner Kameruns?
Auf dem Gebiet des heutigen Staates Kamerun waren die Baka wahrscheinlich die ersten Menschen, die hier siedelten. In den Regenwäldern des Südens entstanden Gesellschaften ohne Rangordnung. Die Bevölkerungsdichte war gering, das Gebiet schwer durchdringllich. Bantu-Völker wie die Ewondo, Bassa oder Bulu lebten (und leben) hier.
Im Westen und Norden entstanden andere Gesellschaften mit einer stärkeren Ausbildung von sozialen Schichten. Kleine Königreiche entstanden, wie 1394 das Königreich Bamum oder um 1500 das Königreich Mandara, die beide heute noch mit einem Sultan an der Spitze innerhalb des Staates Kamerun existieren. Andere Völker wie die Bamileke bildeten eine andere Form von Stammesstrukturen aus.
Kamerun - das Krabbenland
Erste Europäer kamen 1472 in das Gebiet. Portugiesische Seefahrer erkundeten den Wouri-Fluss, der beim heutigen Douala ins Meer mündet. Weil sie in dem Fluss so viele Krabben fanden, nannten sie ihn Krabbenfluss. Das heißt auf Portugiesisch Rio de Camarões. Danach wurde später das ganze Land benannt: Kamerun.
Bald begannen die Portugiesen einen regen Handel mit den Völkern der Küstenregion. Vor allem Elfenbein und Zuckerrohr, aber auch Palmöl und Sklaven waren bei den Europäern begehrt. Bald kamen auch erste Missionare, die die Einwohner Kameruns zum Christentum bekehrten. Eine weitere Besiedlung, insbesondere des Landesinneren, blieb aber zunächst aus. Die Europäer hatten zudem Angst vor Malaria, dem zahlreiche Siedler zum Opfer fielen. Erst als es ab 1850 Mittel gegen Malaria gab, drangen die Europäer weiter vor.
Im frühen 19. Jahrhundert drang das islamische Volk der Fulbe nach Süden vor. Auf dem Gebiet der heutigen Staaten Nigeria, Kamerun und Tschad entstand das Emirat Adamaua, das Modibo Adama gründete. Es bestand bis 1902.
Kamerun als deutsche Kolonie (1884-1919)
1884 ernannte der deutsche Generalkonsul Gustav Nachtigal Kamerun zur deutschen Kolonie. Er schloss mehrere "Schutzverträge" mit Stammesoberhäuptern an der Küste. Das Hinterland wurde erst in den nächsten Jahrzehnten nach und nach eingenommen. Zur Erschließung wurden zahlreiche Straßen gebaut und Bahnlinien eingerichtet. Kakao und Kautschuk wurden neben Palmöl neue, begehrte Produkte, die Absatz in Europa fanden. Immer wieder kam es zur brutalen Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung. Viele wurden zur Zwangsarbeit getrieben.
Französisch-britisches Mandat (1919-1960)
Mit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg musste es seine Kolonien in Togo und Kamerun abgeben. Der Versailler Vertrag regelte die Übergabe an den Völkerbund, der wiederum das Gebiet unter Frankreich und Großbritannien aufteilte. Es gab nun Französisch-Kamerun und Britisch-Kamerun. Frankreich erhielt mit vier Fünfteln den größeren Teil des Landes, Großbritannien erhielt ein kleineres Gebiet im Südwesten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebiete durch die Vereinten Nationen (UN) in Treuhandmandate umgewandelt. Ziel war es, dass sich Kamerun mehr und mehr selbst verwalten sollte. Vor allem im französischen Gebiet kam es immer wieder zu Unruhen. Bestrebungen zur Unabhängigkeit wurden lauter. Das UN-Mandat lief aus und eine Volksabstimmung brachte Französisch-Kamerun am 1. Januar 1960 die Unabhängigkeit.
Auch in Britisch-Kamerun wurde abgestimmt. Zum 1. Oktober 1961 schloss sich das nördliche Gebiet an Nigeria an, das südliche an Kamerun. Dieses südliche Gebiet sind die heutigen Provinzen Nordwest und Südwest. Dort ist Englisch bis heute die Amtssprache.
Das unabhängige Kamerun
1960 also wurde zunächst das französische Gebiet, 1961 dann auch das britische Gebiet unabhängig. Ahmadou Ahidjo, bisher Ministerpräsident, wurde nun auch Staatspräsident. Er gründete eine Einheitspartei, verbot nach und nach alle anderen Parteien und errichtete eine Diktatur. Er wurde mehrmals wiedergewählt. Ahidjo trat 1982 aus gesundheitlichen Gründen zurück.
Sein Nachfolger wurde Paul Biya, der wie Ahidjo mit einer Einheitspartei und Pressezensur weiter regierte. Vermehrte Unruhen führten 1992 aber zu den ersten freien Wahlen. Paul Biya wurde aber mehrfach wiedergewählt, zuletzt 2018, und er ist nach wie vor im Amt. Die Beschränkung der Amtszeiten wurde aufgehoben.