Togo
Hada erzählt
Hada kommt aus Togo in Westafrika. Wie viele Jungen, folgte er ohne Wissen seiner Eltern Menschenhändlern, um in Benin auf den Plantagen zu arbeiten. Dort müssen die Jungen gefährliche Arbeit leisten, wofür sie kein Geld bekommen.
"Ich war 16, als ich zu einem Freund sagte, dass ich ein Fahrrad haben will. Er antwortete: 'Geh nach Benin, dort kannst Du Geld verdienen.' Ich kannte ihn gut und vertraute ihm.
Ich sagte meinen jüngeren Brüdern, dass ich nach Benin gehe, verriet ihnen aber nicht, dass es wegen des Fahrrades war. Zuerst fuhren wir mit dem Auto, mussten dann aber von morgens bis abends laufen. In Benin arbeiteten wir zwei Wochen. Mein Freund handelte für mich die Bezahlung aus und bekam das Geld. Ich wollte nach Hause und meinen Eltern erzählen, warum ich gegangen bin. Aber er sagte, wenn ich jetzt ginge, würden meine Eltern mich nicht mehr aufnehmen.
Wir fuhren drei Tage ohne Essen mit einem Truck nach Nigeria. Während der Fahrt sahen wir viele Soldaten an der Straße stehen. Wir waren 200 Jugendliche. Ich wollte wieder zurück, hatte mein ganzes Geld aber den Schleusern gegeben.
In Nigeria arbeiteten wir auf den Feldern, zwölf Stunden am Tag. Gegessen haben wir immer erst nach der Arbeit. Zwei Jahre blieben wir dort. Mein Kumpel sagte, wir bekommen unser Geld erst, wenn wir wieder aufbrechen. Er kaufte ein Fahrrad und auch einen Ghettoblaster, verkaufte aber beides wieder, weil wir noch nicht genug Geld für die Fahrt nach Hause hatten. Also schufteten wir für weitere acht Monate, um uns Fahrräder leisten zu können. Wir arbeiteten sogar nachts.
Der Chef tauchte nie auf. Sonst hätten wir ihn auch nach unserer Bezahlung gefragt. Der Mann, der stattdessen kam, schlug uns mit dem Stock. Ich war traurig und fühlte mich sehr einsam. Ich dachte über meine Situation nach und auch an Papa. Ich weinte oft und fragte mich, was wird, wenn ich wieder zu Hause bin.
Schließlich konnten wir Fahrräder kaufen und flüchteten ins Hinterland. Wir fuhren drei Wochen lang, insgesamt waren wir 65 Jugendliche. Einer von uns starb bei einem Unfall.
Nach drei Jahren war ich wieder in Togo. Heute bereue ich alles und mache mir Vorwürfe. Als ich zu Hause ankam, fragte mein Vater: 'Wer ist da?' 'Ich bin's, ich bin krank vom vielen Fahrradfahren.' Ich träumte immer wieder von dem Kind, das starb, aber das ist nun vorbei. Ich erzähle meinen Freunden von meinen Erlebnissen und sage ihnen, dass sie hier bleiben sollen.
Ich habe mich verändert. Ich habe viele Dinge über mich selbst gelernt. Ich bin ruhiger geworden. Drüben habe ich immer nur daran denken müssen, wieder nach Hause zu gehen. Und am meisten vermisst habe ich meine Familie."
Quelle: Plan International