Guatemala
Geschichte Guatemalas vom 20. Jahrhundert bis heute
Der längste Regent: Manuel Estrada (1898-1920)
Besonders lang regierte Manuel Estrada, nämlich 22 Jahre lang. Unter ihm nahm die Wirtschaft einen Aufschwung. Große Kaffee- und Bananenplantagen wurden angelegt. Erheblich am Aufschwung beteiligt waren Unternehmen aus den USA, insbesondere die United Fruit Company (heute Chiquita).
Estrada vergab großzügig Land und gewährte den Firmen große Steuernachlässe. Zum Ende seiner Regierungszeit und danach kam es erneut zu Streitigkeiten der verschiedenen Lager. Es kam zu mehreren Umstürzen und vielen kurzen Präsidentschaften.
Diktatur von Jorge Ubico (1931-1944)
1931 kam Jorge Ubico an die Macht. Zwar kam er per Wahl ins Amt, errichtete aber eine Diktatur. Politische Gegner wurden verfolgt und ermordet, es gab keine Wahlen mehr, es waren keine Parteien zugelassen. Besonders brutal wurden die Indigenen unterdrückt. Sie mussten Zwangsarbeit für die Großgrundbesitzer leisten. Ab 1936 wurden sie vermehrt enteignet. Man nahm also den Indios, die Land besaßen, dieses weg. Nur 2 Prozent der Bevölkerung waren Großgrundbesitzer, doch ihnen gehörte 70 Prozent des Landes.
1944 kam es im Volk zu Protesten und schließlich zu einem Generalstreik. Jorge Ubico wurde gestürzt. Eine Militärjunta und Federico Ponce Vaidez folgten ihm, doch die "Oktoberrevolution" beendete 1944 diese Zeit der Diktaturen.
Arévalo und Árbenz: ein Jahrzehnt Demokratie (1944-1954)
Unter den Präsidenten Juan José Arévalo und Jacobo Árbenz wurden zahlreiche Reformen durchgeführt oder zumindest begonnen. Man nennt ihre Regierungszeit auch das demokratische Jahrzehnt. Árbenz begann, von der United Fruit Company ungenutztes Land an arme Bauern zu verteilen.
Operation SUCCESS (1954)
Auf Betreiben der USA wurde Jacobo Árbenz im Juni 1954 bei einem Putsch gestürzt. Dieser Putsch wurde von dem 1949 gegründeten Geheimdienst der USA (CIA) durchgeführt und Operation SUCCESS (Operation Erfolg) genannt.
Die USA wollten damit eine "kommunistische Bedrohung" verhindern – der Kalte Krieg war zu diesem Zeitpunkt in vollem Gang. Árbenz war allerdings gar kein Kommunist, sondern kam aus dem bürgerlich-konservativen Lager. 400 ausgebildete Kämpfer unter der Führung von Carlos Castillo Armas drangen ins Land ein und besetzten es.
Von Arman bis Ydígoras (1954-1963)
Carlos Castillo Armas nahm Árbenz' Platz ein. Alle bisher durchgeführten Reformen wurden rückgängig gemacht. Nach seiner Ermordung 1957 wechselten sich mehrere rechtsgerichtete Militärdiktaturen ab.
1958 wurde Miguel Ydígoras Präsident. Nach wie vor unterstützte die CIA die Regierungen in Guatemala.
Desaparecidos
Politische Gegner ließ man im Bürgerkrieg "verschwinden": Sie wurden verhaftet oder entführt, gefoltert und getötet. Die Familien der Opfer ließ man im Unklaren, wo ihre Lieben hin "verschwunden" waren. Auf Spanisch nennt man diese Menschen auch Desaparecidos, die Verschwundenen. Es gab solche Desaparecidos nicht nur in Guatemala, sondern in vielen Ländern Lateinamerikas, in denen Militärdiktaturen die Macht übernommen hatten. Besonders bekannt sind sie aus Argentinien und Chile.
Bürgerkrieg (1960-1996)
Während der Präsidentschaft von Miguel Ydígoras begann der "Bürgerkrieg" in Guatemala. Vier linke Organisationen von Guerilleros kämpften gegen die guatemaltekische Regierung, die dafür neben ihren Soldaten auch paramilitärische Gruppen einsetzte und zahlreiche Menschenrechtsverletzungen beging. Die Guerilla wurde von Kuba unterstützt, die Regierung von der CIA. 1982 schlossen sich die vier Guerilla-Gruppen zusammen.
Mindestens 140.000 Menschen starben, viele Menschen flohen in die Nachbarländer. Die überwiegende Mehrheit der Opfer, man schätzt 83 Prozent, waren Angehörige von Maya-Völkern, die insbesondere in den 1980er Jahren in blutigen Massakern ermordet wurden, weil sie verdächtigt wurden, die Rebellen zu unterstützen. Ganze Landstriche wurden bombardiert.
Ende des Bürgerkriegs in Guatemala (1996)
Ab 1986 kam es erstmals zu Friedensgesprächen mit den Rebellen, die zunächst alle scheiterten. Unter den Präsidenten Ramiro de León Carpio und Álvaro Arzú Irigoyen waren sie 1996 aber schließlich erfolgreich, nachdem diesmal u.a. die Vereinten Nationen (UN) daran beteiligt waren. Die paramilitärischen Gruppen wurden entwaffnet, der Bürgerkrieg beendet.
Guatemala im 21. Jahrhundert
Mit dem Ende des Bürgerkriegs setzte die Demokratisierung des Landes ein. Korruption und Konflikte um Land sowie ein Drogenkrieg verursachen in Guatemala aber nach wie vor große Probleme. Die Parteienlandschaft ist nicht sehr stabil, viele gibt es nur kurz, ehe sie sich wieder auflösen. Alle vier Jahre werden Parlament und Präsident neu gewählt. Ein bisheriger Amtsinhaber darf nicht wieder kandidieren. Die Wahl erfolgt (wie in den USA) im Vorjahr, die Amtseinführung dann im Januar des folgenden Jahres.
Präsidenten von Guatemala seit 2000
Ab 2000 war der Christdemokrat Alfonso Portillo Präsident, ihm folgte von 2004 bis 2008 der Konservative Óscar Berger. Im Jahr 2005 trafen Ausläufer des Hurrikans Stan Guatemala schwer. 2008 bis 2012 war Álvaro Caballeros Präsident. Er gehört der UNBE an, einer sozialdemokratischen Partei.
2012 wurde Otto Pérez Molina Präsident. Er gehört der Partei GANA an (Große Nationale Allianz), einer konservativen Partei. Pérez Molina wird beschuldigt, als General an Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkriegs beteiligt zu sein. Im September 2015 erklärte er seinen Rücktritt.
Ab Januar 2016 war Jimmy Morales Cabrera von der Partei FCN Präsident des Landes.
Die Präsidentschaftswahlen 2019 gewann Alejandro Giammatei, der Kandidat der konservativen Vamos-Partei. 2020 trat er sein Amt an. Menschenrechte wurden zunehmend missachtet. Guatemala entwickelte sich mehr und mehr weg von demokratischen Strukturen.
Die Wahlen 2023 gewann überraschend in der Stichwahl Bernardo Arévalo. Sein Vater Juan José Arévalo war von 1945 bis 1951 Präsident des Landes, im "demokratischen Jahrzehnt" (siehe oben). Bernardo Arévalo hatte 2017 eine neue Partei namens Semilla (Saat) mitgegründet. Diese ist im politischen Spektrum Mitte-links einzuordnen. Erstmals wird seit 2012 kein konservativer Politiker Präsident des Landes. Arévalo versteht sich als Sozialdemokrat. Er möchte Korruption bekämpfen und sich für Bildung und ein verbessertes Gesundheitswesen einsetzen.