Venezuela
Geschichte Venezuelas von den 1960er Jahren bis heute
Erdölboom (1973-1983)
1960 war Venezuela Gründungsmitglied der OPEC. In den 1970er und 1980er Jahren wuchs die Erdölindustrie stark. Die Wirtschaft blühte, viele Einwanderer kamen. Die Gewinne wurden aber nicht im Land investiert. Viel Geld wurde sogar ins Ausland gebracht. Viele Nahrungsmittel musste (und muss) Venezuela importieren, weil sie im eigenen Land nicht hergestellt werden können. Ab 1983 nahmen die Erdöl-Einnahmen jedoch ab.
1989
Als dann Ende der 1980er Jahre die Preise für Erdöl stark sanken, war die Not groß. Das Land hatte hohe Schulden angehäuft, die es nicht mehr abzahlen konnte. Die Preise wurden erhöht, manche Nahrungsmittel wurden knapp. 1989 kam es beim sogenannten Caracazo zu Straßenschlachten, in denen bis zu 3000 Menschen starben. Die nationale Währung wurde schließlich abgewertet und man begann, die Industrie zu privatisieren.
Die 1990er Jahre
Carlos Andrés Pérez (AD) war schon 1974 bis 1979 Präsident gewesen und nahm das Amt erneut 1989 bis 1993 ein. 1992 wurden zwei Putschversuche abgewehrt. Angeführt wurden diese Putschversuche von der Untergrundbewegung der "Bolivarianischen Revolutionsbewegung" MBR-200 unter Leitung bzw. Unterstützung von Hugo Chávez. Pérez wurde wegen Korruption 1993 abgesetzt.
1994 wurde Rafael Caldera, inzwischen nicht mehr Mitglied der COPEI, für eine zweite Amtszeit gewählt und blieb bis 1998 im Amt. Wirtschaftlich konnte er Venezuela nicht aus der Krise führen.
Hugo Chávez und die Bolivarische Revolution
Aus der MBR-200 war 1997 die Movimiento Quinta República (MVR, auf Deutsch "Bewegung für eine Fünfte Republik") unter Führung von Hugo Chávez hervorgegangen. 1998 gewann Chávez die Präsidentschaftswahlen, in den Jahren 2000, 2006 und 2012 wurde er wiedergewählt. Man nennt seine Ideologie mit ihren Programmen und Ideen auch Chavismus.
1999 wurde eine neue Verfassung verabschiedet. Offiziell heißt Venezuela seitdem "Bolivarische Republik Venezuela". 2002 scheiterte ein Putsch gegen Chávez. 2007 wurde aus der MVR und weiteren linken Gruppen die Vereinigte Sozialistische Partei Venezuelas (PSUV).
Simón Bolívar war Chávez' Vorbild. So nannte er den Prozess, den er anstrebte, Bolivarische Revolution. Sozialistische und marxistische Ideen wurden umgesetzt, zum Beispiel wurden die Schlüsselindustrien wieder verstaatlicht. Dafür wurden zahlreiche Unternehmen enteignet.
Ein umfangreiches Sozialprogramm wurde unter dem Namen Bolivarianische Missionen verabschiedet. Mit ihnen sollten zum Beispiel die Armut bekämpft und die Gesundheitsversorgung und Bildung verbessert werden.
Gegner warfen Chávez seinen autoritären, also sehr strengen, herrischen Führungsstil, Vetternwirtschaft und den unterdrückenden Umgang mit Gegnern vor. Die weltweite Finanzkrise seit 2008 und der erneute Verfall der Ölpreise führten zu großen wirtschaftlichen Problemen in Venezuela. Die Versorgung mit Lebensmitteln wurde knapp und es kam zu Problemen wie Stromausfällen.
Nicolás Maduro (seit 2013)
Nach Chávez' Tod im März 2013 wurde sein Stellvertreter und Wunschnachfolger Nicolás Maduro neuer Präsident und einen Monat später auch durch Wahlen im Amt bestätigt. Die Opposition kritisierte Unregelmäßigkeiten bei der Wahl. Maduro regiert Venezuela diktatorisch und autoritär. Er führt den Chavismus seines Vorgängers fort. Ihm werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
2014 kam es zu massiven Protesten gegen Maduros Regierung, nachdem Nahrungsmittel, Medikamente und andere Güter erneut knapp geworden waren. Um Milch oder Fleisch zu kaufen, mussten die Menschen oft lange anstehen. Die Proteste richteten sich auch gegen Korruption, eine hohe Inflation und eine hohe Kriminalität im Land. Oppositionspolitiker wurden festgenommen.
Die Parlamentswahlen im Dezember 2015 gewann ein Wahlbündnis von Maduros Gegnern. Er regierte danach mit Notverordnungen. Seit 2016 lief ein Verfahren zu seiner Absetzung, das das Parlament in Gang gesetzt hatte. 2016 kam es zu einer Versorgungskrise in Venezuela.
Am 9. Januar 2017 erklärte das Parlament Maduro für abgesetzt, doch das hatte keine weiteren Auswirkungen. Tatsächlich wurde das Parlament selbst im April 2017 entmachtet.
Am 30. Juli 2017 wurde eine verfassunggebende Versammlung gewählt, die eine neue Verfassung ausarbeiten soll. Das geschah ohne Volksabstimmung und war somit selbst verfassungswidrig. Die Abstimmung gewann Maduro, die Opposition kritisierte erneut Wahlmanipulation.
Bei Demonstrationen gegen die Regierung ging Maduro mit Gewalt vor und es kam immer wieder zu Toten. Die Lebensmittelpreise stiegen weiter. Das Land stand Ende 2017 vor dem Staatsbankrott.
Die Präsidentschaftswahl 2018 gewann Maduro erneut, allerdings wird diese international nicht anerkannt. Viele Venezolaner verließen 2018 und 2019 ihr Land. Sie gingen zum Beispiel nach Kolumbien oder Brasilien.
Im Januar 2019 erklärte die Nationalversammlung die Wahl Maduros für ungültig und der Präsident der Nationalversammlung Juan Guaidó erklärte sich zum Übergangspräsidenten. Das wurde von einigen Ländern anerkannt, von anderen nicht. Es hätte nun innerhalb von 30 Tagen Neuwahlen geben müssen, doch dazu kam es nicht.
Es kam immer wieder zu Protesten der Bevölkerung, bei der Menschen starben oder verletzt wurden. Gegner von Maduro wurden verhaftet und getötet. Die USA verhängten 2019 Sanktionen gegen Venezuela und kauften kein Erdöl mehr.
2020 wurde ein großes, unter Naturschutz stehendes Gebiet im Orinoco-Becken für den Bergbau freigegeben. Der Abbau von Gold und Diamanten bedroht seitdem nicht nur die Natur, sondern auch den Lebensraum mehrerer indigener Völker.
Ende 2022 endete die Interimspräsidentschaft von Juan Guaidó. Gespräche zwischen Regierung und Opposition wurden wieder aufgenommen.Die US-Sanktionen wurden gelockert.
2022 und 2023 war die Armutsquote in Venezuela riesig. Viele Menschen sind unterernährt.