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Klimadiagramm auswerten
ZurückWas ist ein Klimadiagramm?
Das Auswerten eines Klimadiagramms kommt im Fach Erdkunde immer wieder vor. Ein Klimadiagramm stellt in einer Grafik das Klima an einem bestimmten Ort im Verlauf eines Jahres dar. Aus dem Klimadiagramm lässt sich also das Klima des Ortes ablesen.
Für jeden Monat wird sowohl die durchschnittliche Temperatur als auch die gesamte Niederschlagsmenge angegeben. Angegeben werden dabei die Mittelwerte aus 30 Jahren. Niederschlag umfasst neben Regen auch Schnee und Hagel.
Man erhält eine rote Kurve für die Temperatur und für den Niederschlag entweder eine blaue Kurve oder blaue Säulen. Ihr seht hier ein Beispiel für ein Klimadiagramm mit Kurve und eins mit Säulen für den Niederschlag. Es gibt also vor allem diese beiden Arten von Klimadiagrammen, die sich in der Darstellung des Niederschlags unterscheiden.
Man sieht aber bei beiden die Durchschnittstemperatur und die Niederschlagsverteilung über das Jahr hinweg für jeden Monat.
Und man erkennt schnell, ob es hier zum Beispiel sehr heiß und trocken ist wie in der Wüste oder sehr feucht, wie zum Beispiel im Regenwald.
Man kann mit Hilfe des Klimadiagramms aber auch etwas über die Vegetation dort sagen, zum Beispiel ob dort Landwirtschaft betrieben werden kann.
Aufbau eines Klimadiagramms
Wie ist ein Klimadiagramm nun aufgebaut?
Angegeben auf einem Klimadiagramm ist immer der Name und die Lage der Messstation des Ortes, außerdem die Lage im Gradnetz der Erde und die Höhe über dem Meeresspiegel.
Außerdem werden die Jahresmitteltemperatur und die Niederschlagsmenge des gesamten Jahres genannt.
Das eigentliche Diagramm besitzt eine x-Achse unten und zwei y-Achsen rechts und links.
Auf der x-Achse werden die 12 Monate im Jahresverlauf angegeben, abgekürzt mit ihrem Anfangsbuchstaben. Achtung: Bei Orten auf der Südhalbkugel beginnt man manchmal nicht mit dem Januar, sondern mit dem Juli, denn dort liegen die Sommermonate ja dann, wenn auf der Nordhalbkugel Winter ist.
Auf der linken y-Achse wird die Temperatur angegeben, und zwar der monatliche Mittelwert. Angegeben wird die Temperatur in Grad, in Schritten von jeweils 10 Grad Abstand.
Auf der rechten y-Achse wird der Niederschlag angegeben, und zwar die Summe, also der gesamte Niederschlag eines Monats, und das in mm. 1 mm entspricht dabei 1 Liter pro Quadratmeter Boden (l/m²). Denn das Wasser steht 1 mm hoch, wenn man 1 Liter Wasser auf eine Fläche von 1 m² gibt.
Die beiden y-Achsen stehen im Verhältnis 1:2 zueinander. Der angegebene Niederschlag ist also doppelt so hoch. Das heißt, dass sich im Diagramm zum Beispiel 10 Grad und 20 mm oder 20 Grad und 40 mm auf derselben Höhe befinde. Aber Achtung: Ab 100 mm weicht die Skala oft ab und erfolgt nun zum Beispiel in 100-mm-Schritten. Das dient zur besseren Übersicht, denn bei hohen Ausschlägen müsste man das Klimadiagramm sonst stark verlängern.
Aus den Angaben ergeben sich nun zwei Kurven: eine rote Temperaturkurve und eine blaue Niederschlagskurve.
Man kann nun ablesen, wie Temperatur und Niederschlag zueinander stehen.
Liegt die Temperaturkurve über der Niederschlagskurve handelt es sich um trockene Monate (auch aride Monate genannt). Es fällt dann weniger Niederschlag als verdunstet. Der Bereich zwischen den beiden Kurven wird gepunktet oder flächig gelb gekennzeichnet.
Liegt die Niederschlagskurve über der der Temperatur, handelt es sich um feuchte oder humide Monate. Der Regen ist höher als die Verdunstung. Dieser Bereich wird blau gestrichelt dargestellt, ab dem höher skalierten Bereich von 100 mm dann blau gefüllt oder bei Säulen in tieferem Blau.
Die Anzahl der ariden und humiden Monate sagt aus, ob hier arides, semiarides (halbtrockenes), semihumides (halbfeuchtes) oder humides Klima herrscht. Es gilt:
Arider Monat: Temperaturkurve liegt über der Niederschlagskurve.
Humider Monat: Niederschlagskurve liegt über der Temperaturkurve
Und:
Arides Klima: 10-12 aride Monate, z.B. Wüste
Semiarides Klima: 7-9 aride Monate, z.B. Steppe
Semihumides Klima: 6-9 humide Monate, z.B. Feuchtsavanne
Humides Klima: 10-12 humide Monate
Auswertung eines Klimadiagramms: Schritte und Beispiel
Wie wertet man ein Klimadiagramm aus? Schauen wir uns ein Beispiel aus Niger an.
Du gehst in 4 Schritten vor:
1. Orientieren: Wo liegt die Klimastation? Nutze den Atlas und gib die Lage des Ortes an (Lokalisieren). Dein Einleitungssatz könnte also lauten: "Die Stadt Zinder liegt im Süden von Niger in Westafrika 506 m über NN. Zinder liegt bei 13° 48‘ N und 8° 59‘ O. Damit liegt sie in den Tropen."
2. Ablesen und Ermitteln:
A) Gib die Jahresmitteltemperatur an sowie den wärmsten und kältesten Monat. Hieraus lässt sich die Jahresschwankung der Temperatur berechnen, indem du die Differenz zwischen dem wärmsten und dem kältesten Monat bildest. Die Angabe erfolgt nicht in Celsius, sondern in Kelvin. Eine Umrechnung ist aber nicht erforderlich.
B) Gib auch die Niederschlagssumme an und lies die Monate mit dem größten und niedrigsten Niederschlag ab.
Also: "Die Jahresmitteltemperatur in Zinder beträgt 28,1°C. Der wärmste Monat ist der Mai mit 33,1 °C, der kälteste Monat ist der Januar mit 22,2 °C. Die Jahresschwankung der Temperatur beträgt demnach (33,1 minus 22,2) 11,1 K. Der Jahresgesamtniederschlag liegt bei 529 mm. Das Niederschlagsmaximum liegt im August mit 218 mm, das Niederschlagsminimum liegt zwischen November und März bei jeweils 0 mm."
3. Beschreiben: Sind Temperatur und Niederschlag konstant oder gibt es jahreszeitliche Schwankungen? Welche Monate sind arid, welche humid? Gibt es eine Vegetationsperiode, also einen Zeitraum, in dem Pflanzen wachsen können, und wann ist sie? Vegetationsperioden gibt es bei Temperaturen über 5 Grad Celsius und humiden Verhältnissen.
Am Beispiel von Zinder sieht man: "Die Temperaturen schwanken klein bis mäßig. Die höchsten Temperaturen verzeichnen die Monate April bis Juni, die niedrigsten liegen im Dezember und Januar. Der Niederschlag hingegen schwankt stark. Regen fällt zwischen Mai und Oktober mit einem Höhepunkt im Juli und August. Es gibt 8,5 aride Monate und 3,5 humide Monate. Die Vegetationsperiode beginnt Mitte Juni und endet im September. Sie ist also sehr kurz."
4. Auswerten: Liegt der Ort in der Nähe zum Meer oder weit im Land? Liegt er im Gebirge? Zu welcher Klimazone ist er zuzuordnen? "Die über das Jahr recht konstante Temperatur zeigt, dass in Zinder Tageszeitenklima herrscht. Es gibt keine Jahreszeiten. Die Höhenlage von 506 m führt jedoch dazu, dass die Schwankungen höher sind als in niedriger liegenden Gegenden. Es gibt eine Regenzeit im Sommer, verursacht durch den westafrikanischen Monsun. Eine ausgeprägte Trockenzeit dauert vom Herbst bis zum Frühling. Das Klima ist mit 8,5 ariden Monaten semiarid. Mit 3,5 humiden Monaten lässt sich Zinder den Wechselfeuchten Tropen zuzuordnen und hier der Dornstrauchsavanne."
Weitere Beispiele für die Auswertung von Klimadiagrammen
Schauen wir uns weitere Beispiele an, sieht man gut die Unterschiede.
Ein Beispiel für die gemäßigte Zone ist Berlin: Es gibt Jahreszeiten, denn die Temperaturen schwanken stark im Jahresverlauf. Es gibt 12 humide Monate, davon liegen 6 über 10 ° C.
Ein Beispiel für eine Wüste ist Walfischbai in Namibia: Es gibt nur aride Monate. Hier herrscht Wüste.
Ein Beispiel für tropischen Regenwald ist Fonte Boa in Brasilien auf der Südhalbkugel, daher hier auch die andere Darstellung der Monate, beginnend mit Juli: Es gibt auch zwölf humide Monate (wie in Berlin), aber die Temperatur ist sehr konstant, also gleichbleibend. Dieser Ort liegt also in den Tropen. Der hohe Niederschlag deutet auf den Regenwald hin, er liegt also in den Immerfeuchten Tropen.
Ein Beispiel für tropisches Klima mit Sommermonsun ist Bombay (Mumbai) in Indien: Die Temperaturen sind konstant, der Ort liegt also in den Tropen. Es gibt eine Regenzeit und es fällt insgesamt recht viel Regen.
Einordnung
Hilfreich bei der Einordnung können folgende Angaben sein:
Jahreszeitenklima
Gibt es thermische Jahreszeiten, herrscht also Jahreszeitenklima? Darauf deuten größere Temperaturschwankungen im Jahresverlauf. Dann liegt der Ort nicht in den Tropen.
Wie liegen die Temperaturen?
Weniger als 2 Monate liegen über 5°C: Polarzone (Landschaftstyp: Kältewüste)
2-4 Monate über 5°C: Subpolarzone (Tundra)
Mehr als 4 Monate über 5°C und 1-4 Monate über 10°C: Kaltgemäßigte Zone (Taiga)
5-7 Monate über 10°C: Gemäßigte Zone. (humid: sommergrüner Laub- und Mischwald,
arid: Steppe)
8-12 Monate über 10°C: Subtropen (Winterregen: Hartlaubgehölze, Sommerregen: Subtropischer Feuchtwald)
Tageszeitenklima
Die Temperaturen schwanken kaum. Der Ort liegt in den Tropen.
Hier schaut ihr auf die Anzahl der humiden Monate:
Keine humiden Monate: Tropisches Wüstenklima (Wüste, Halbwüste)
Gibt es eine oder auch zwei ausgeprägte Regen- und Trockenzeiten:
Wechselfeuchte Tropen (Savanne)
- 2-4 humide Monate: Dornsavanne, in den Tropen, aber am weitesten vom Äquator entfernt, Niederschlag 250-700 mm, eine Regenzeit
- 4,5-7 humide Monate: Trockensavanne, Niederschlag 500-1000 mm, eine Regenzeit
- 7-9,5 humide Monate: Feuchtsavanne, Niederschlag 1000-1500 mm, eher zwei Regenzeiten
Mehr als 9,5 humide Monate: Immerfeuchte Tropen (nah am Äquator, Tropischer Regenwald)
Kontinentales Klima oder Maritimes Klima?
Zu beachten ist auch, dass bei kontinentalem Klima (also der Lage im Land und nicht nah am Meer) der Niederschlag abnimmt und die Temperaturschwankungen größer werden. Umgekehrt: Bei Seeklima regnet es mehr, die Temperatur ist konstanter.
Hier hilft diese Aufteilung (siehe Bild):
Jahresschwankungen der monatlichen Durchschnittstemperaturen (1 K = 1 °C):
Es gibt viel zu beachten, trotzdem ist die Auswertung eines Klimadiagramms kein Hexenwerk!